Rezension

Im Sog der Erzählung

Das Leben ist ein listiger Kater - Marie-Sabine Roger

Das Leben ist ein listiger Kater
von Marie-Sabine Roger

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist schon länger her, dass mich eine Geschichte so gefangen nimmt, dass ich das Buch an einem Tag durchlese - hier ist es passiert. Marie-Sabine Roger schreibt (in der Übersetzung von Claudia Kalscheuer) so flüssig, dass ich mich dem Sog der Geschichte nicht entziehen konnte, obwohl gar nicht viel passiert: 

Der kinderlose Witwer Jean-Pierre wird nach einem Unfall von Camille, einem Gelegenheits-Prostituiertem, aus der Seine gefischt und landet mit Gedächtnisverlust im Krankenhaus. Dort möchte er eigentlich nur seine Ruhe haben, wird aber nicht nur von seinem Bruder, sondern auch vom Polizisten Maurice, von der jungen Patientin Maeve und auch von Camille besucht - und ständig vergessen die Pfleger, seine Zimmertür zu schließen. 

Zum Zeitvertreib (er ist nach dem Unfall zunächst an's Bett gebunden) versucht er sich an seinen Memoiren, und so erfährt der Leser immer mehr zu seiner Person, was auch einen Blick hinter seine Fassade ermöglicht. Die Rückblenden werden dann auch immer wieder durch Szenen in seinem Krankenzimmer unterbrochen - sei es eine der vielen Visiten (mehr als ein Facharzt schaut regelmäßig nach dem Rechten) oder eben der ruhestörende Besuch.

Der ganze Roman ist aus der Perspektive von Jean-Pierre geschrieben, bleibt aber durch die vielen Reflektionen nicht eindimensional. Und Marie-Sabine Roger gelingt es, auch schwierige Themen mit einer gut lesbaren Leichtigkeit im Ausdruck zu erzählen. Dieser Roman macht Lust auf mehr - bleibt zu hoffen, dass der Verlag bei den Büchern von Marie-Sabine Roger die Übersetzerin nicht wechselte.