Rezension

Im Sog der Vergangenheit - ein Roman, der sich zu lesen lohnt!

Fremde Tochter - Michel Bussi

Fremde Tochter
von Michel Bussi

Bewertet mit 5 Sternen

Sommer 1989: Die 15-jährige Clothilde verbringt die Ferien mit ihrer Familie auf Korsika. Dann geschieht das Unfassbare. Ihr Vater verliert auf der Küstenstraße die Kontrolle über den Wage, und sie stürzen in die Tiefe – nur Clotilde überlebt. 27 Jahre später kehrt Clotilde mit ihrem Mann und ihrer Tochter nach Korsika zurück. Und plötzlich erhält sie Briefe, die nur eine Person geschrieben haben kann: ihre Mutter.

 "Fremde Tochter" ist inzwischen das dritte Buch, welches ich von dem Autor Michel Bussi gelesen habe. Es beginnt Ende August 1989. Handlungsort die Schäferei von Arcanu. Die 15-jährige Clothilde schreibt gerade ihre Gedanken in ihr Tagebuch, als sie gerufen wird. Die Eltern wollten mit ihr, dem achtzehnjährigen Bruder nach Prezzina fahren. Doch dort kommen sie nie an.

Siebenundzwanzig Jahre später kehrt Clothilde mit ihrem Mann und der fünfzehnjährigen Tochter Valentine zurück an den Ort des Unglücks, den sie als einzige der Familie überlebt hat. Es ist das erste Mal, das Clothilde hierher an den Ort des Unglücks kommt. Doch sowohl ihr Mann Franck als auch zeigen keinerlei Interesse daran. Ihr Mann war der Meinung, die alte Geschichte müsse nun endlich ruhen. Die Familie war zu einem zweiwöchigen Urlaub auf der Insel Korsika, Handlungsort des damaligen Geschehens. Zurück auf den Campingplatz, dem Ort ihrer Kindheit.
Das nächste Kapitel zeigt Auszüge aus Clothildes damaligen Tagebuch, welches sie damals in der Schäferei liegen gelassen hatte. Nunmehr liest darin ein uns noch Unbekannter. Sie war zurück, so seine Gedanken. Was wollte Sie? Die Wahrheit suchen?
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen des August 1989 sowie der August 2016.
Wer schon zuvor von Michel Bussi Romane gelesen hat, kann davon ausgehen, dass ihn eine Geschichte mit Familiengeheimnis erwartet. Der Handlungsort Korsika bringt es mit sich, dass klar wird, hier darf man keine Traditionen ignorieren geschweige sich widersetzen. Und schnell spürt man die spannungsgeladene Atmosphäre in dem über 500 Seiten umfassenden Buch. Die Ausführungen über die Landschaft, Korsika selbst und vor allem der teils doch sehr ausgeprägten Charaktere sind umfassend. Es ist so, als wäre man direkt vor Ort. Diese Erzählkunst hat mir schon in den vorherigen zwei Büchern gefallen, die ich gelesen habe. In diesem Buch überlässt der Autor auch wiederum nichts dem Zufall. Die Fäden der einzelnen Erzählabschnitte werden eins, werden ein roter Faden, der Kreis schließt sich.
Ich habe es absolut genossen, das neue Werk von Michel Bussi zu lesen.
Ebenso ansprechend das Cover, irgendwie im Stil der vorherigen Romane. Schlicht und dennoch einprägsam. Das tobende Meer im Hintergrund, davor eine Frau, die hinunter zum Strand geht. Auf jeden Fall eine Verbindung zur Geschichte.
Mag sein, dass es kein leichter Stoff ist, "Fremde Tochter". Ernste Themen, Vorurteile, Traditionen, an manchen Stellen doch etwas langatmig. Und dennoch meiner Meinung nach wieder eine klasse Familiengeschichte, Gefühle und Wahrheit. Ich hoffe, noch mehr von Michel Bussi in Zukunft lesen zu dürfen.