Rezension

Im Zeichen der Kunst...

So unselig schön - Inge Löhnig

So unselig schön
von Inge Löhnig

Bewertet mit 5 Sternen

Einen Großteil ihrer Jugend verbrachte Vicky Senger in einem Kinderheim und zeitweise sogar auf der Straße. Vor kurzem hat sie die Chance erhalten, eine Ausbildung in einem Reisebüro zu machen. Pünktlichkeit zählt nicht wirklich zu ihren Stärken und auch ihr ganz eigener Kleidungsstil, bestehend aus der Kombination von Shorts mit Gummistiefeln, stößt bei ihrer Chefin Clara nicht immer auf Wohlgefallen. Aber diese mag das aufmüpfige Mädchen und möchte ihr beim Einstieg ins Berufsleben behilflich sein.
Vicki hat eine besondere Leidenschaft, sie fotografiert in verfallenen Gebäuden und Industrieruinen. Sie zählt sich zu einer Gruppe von Stadtromantikern, die sich Urban-Explorer nennen und ihre Fotos auch im Internet veröffentlichen. Als sie in einer leerstehenden Brauerei im Münchner Süden ihrem Hobby nachgeht, macht sie eine erschreckende Entdeckung.

Kommissar Konstantin Dühnfort und sein Team ermitteln in diesem Fall und bald erkennen sie Ähnlichkeiten zu einem Mord, der sechs Jahre zuvor in Düsseldorf verübt wurde. Damals verdächtigte man einen Studenten der Kunsthochschule. Heute trägt dieser statt seines bürgerlichen Namens den Künstlernamen Carne und versucht sein Kindheitstrauma in seinen Bildern zu verarbeiten. Da Ölfarbe an der Frauenleiche sichergestellt wurde, vermuten die Ermittler den Mörder im Künstlermilieu. Dabei bleibt der Maler nicht der einzige Verdächtige.

Vicki fällt bei ihren Fotos aus der Brauerei etwas auf, das mit dem Mordgeschehen in Verbindung stehen könnte und so fängt sie an selbst Nachforschungen zu betreiben. Je tiefer sie gräbt, desto mehr begibt sie sich in Gefahr.

"So unselig schön" ist der dritte Band der Dühnfort-Reihe. Man muss die anderen Teile nicht unbedingt kennen, um die Handlung verstehen zu können, den Hauptpersonen fühlt man sich aber sicher näher, wenn man sie gelesen hat. Neben Tino sind auch Gina, Alois und Agnes wieder mit von der Partie. Mit ihren Protagonisten hat Inge Löhnig tiefgründige Charaktere geschaffen, die natürlich und nachvollziehbar wirken. Durch Vicki ist in diesem Roman eine Person dazugekommen, die einem rasch ans Herz wächst. Ihre erfrischende, trotzige Art ist sofort sympathisch.

Aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet die Autorin das Geschehen und der Leser bleibt lange im Ungewissen, wer der Täter ist. Wie auch bei den Vorgängerromanen steht die Krimihandlung zwar im Mittelpunkt, aber das Leben der Protagonisten fließt auch mit in die Handlung hinein.
Tino Dühnfort hadert immer noch in Liebesdingen. Er hatte sich von Agnes getrennt, da sie seinen Wunsch nach Familie nicht teilt, trotz dessen sind weiterhin Gefühle für sie vorhanden. Auch zu Gina ist sein Verhältnis schwierig. Sie bringt ihm starke Gefühle entgegen und auch er nimmt sie längst nicht mehr nur als Kollegin wahr, aber um die Freundschaft und auch die Zusammenarbeit nicht zu gefährden, verhält er sich mehr und mehr wie ein Holzklotz. Dühnforts Liebesleben ist und bleibt spannend.

Der Schreibstil ist emotional und eindringlich. Der Ausflug in die Welt der Künste gibt der Geschichte eine besondere Nuance. Nachdem ich nun in Windeseile diesen Band verschlungen habe, warte ich jetzt schon wieder sehnsüchtig auf den Nächsten und zu meiner Freude wird er noch in diesem Jahr erscheinen!

"So unselig schön" - durchgehende Spannung, die die Zeit in Vergessenheit geraten lässt, fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.