Rezension

In 48 Stunden von Paris nach Istanbul

Welt in Flammen - Benjamin Monferat

Welt in Flammen
von Benjamin Monferat

Bewertet mit 5 Sternen

Ein rasantes Buch, mit dem man nur so durch die Seiten jagt! Kaum in Paris eingestiegen, steigt man völlig fertig "zwei Tage später", in Istanbul, wieder aus. Und nichts ist so, wie es am Anfang war! 

Benjamin Monferat hat einen historisch-phantastischen Polit-Thriller, zur Zeit des 2. Weltkrieges, geschrieben oder wie auch immer man dieses Buch nennen mag. Es fällt nicht leicht, es zu definieren.

Die Menschen fliehen vor Hitler und seinem ungnädigen Krieg, der Orient-Express "flieht" mit ihnen auf seiner letzten Fahrt voller Kraft voraus und hoffentlich in die Sicherheit. Kann Eva Heilman, die einstige Geliebte des Carpathischen Königs Carol, mit einem strengen, großen -J- in ihrem Reisepass, der sie als Jüdin abstempelt, mit diesem Zug dem langen Arm Hitlers entfliehen? Und das, obwohl sich im Zug Agenten der deutschen Wehrmacht befinden! Wie passt die Flucht der einstigen Adelsfamilie Romanow ins Bild? Ist wegen ihnen der Geheimagent Petrowitsch, als französischer Student reisend, mit von der Partie? Kann man neben dieser seltsamen Kombination von Fahrgästen als amerikanisches, frisch verheiratetetes Ehepaar noch seine Flitterwochen genießen? 
Alles ist sehr undurchsichtig, als der Orient Express seine letzte luxuriöse Fahrt einläutet, doch eines ist klar: Nichts ist wie es aussieht und nichts bleibt, wie es war!

Wärend der Zug gen Istanbul rast, werden Allianzen geschmiedet, Agenten enttarnt, Herzen gebrochen, Eheverträge ausgehandelt und Geheimnisse bewahrt. Jeder Halt des Zuges birgt Gefahren. Als Leser versucht man Passagiere zur Eile anzutreiben, um sich den anschleichenden Gefahren nicht entgegenstellen zu müssen. Gleichzeitig genießt man aber die einmalige Chance sich dem Luxus der Fahrt hinzugeben. Man kann sich in die angenehmen Sitze fallenlassen, den Geruch des Holzes einatmen und sich wie ein König bedienen lassen! Der Autor hat es wunderbar geschafft, die Atmosphäre der Zeit und den Luxus des Simplon Orient Express vor Augen, in die Nase und auf die Haut zu bringen. Man ist nicht nur dabei, sondern mitten drin, immer im Weg und doch wieder jeden begleitend. Man hört, man lauscht, flüstert und sendet Morsezeichen. Wird man am Ende auch heil und im Ganzen an der Endstation ankommen?

Mich jedenfalls hat die Reise nicht aus dem Buch katapultiert! Mit einigen Fahrgästen habe ich das ursprünglich ins Auge gefasste Ziel erreicht, bin unterhalten und überrascht worden und lauschte schließlich angespannt und mit Gänsehaut einer Radiosendung, die für manche der Anfang und für andere glücklicherweise das eingeleitete Ende war. 

Und wem das nun zu kryptisch war und sich die Auflösung meiner Worte wünscht, der nehme das Buch zur Hand und begebe sich auf eine spannende, feurige, letzte Reise, auf der eine Stummfilm-Diva mit Humor und Herz eine tragende Rolle spielen darf!