Rezension

Informativ und dennoch auch romanhaft

Erzähl es niemandem! - Lillian Crott Berthung, Randi Crott

Erzähl es niemandem!
von Lillian Crott Berthung Randi Crott

Bewertet mit 4 Sternen

Als ich dieses Buch kaufte, dachte ich, es sei ein Roman. Dann sah ich im Buch aber jede Menge Fotos und stellte fest:

Es handelt sich um die (Auto-)Biographie der Eltern von der Moderatorin Randi Conti. Einige kennen sie vielleicht, mir sagten die gegoogelten Fotos nichts.

Die Geschichte findet in 3 Erzählzeiten/räumen statt, was ich am Anfang etwas schwierig fand. Am Anfang erfahren wir, dass der Vater von Randi, der Autorin gestorben ist, und wie ihre Mutter Lillian, Co-Autorin, ihr von dem Leben der Familie ihres Vaters erzählt. Man hört es ja immer öfter, dass Familien, die den Holocaust überlebt haben, darüber schweigen, dass sie jüdischer Herkunft sind. Dies nimmt Randi zum Anlass, die Geschichte ihrer Eltern zu erzählen. Die 2. Erzählebene findet in Norwegen während der NS-Zeit  bei der Familie Lillians statt, die 3. in Wuppertal bei den Eltern von Helmut. Zusätzlich gibt es jede Menge Infos über die Besetzung Norwegens durch die Deutschen und über andere wichtige Fakten über den Umgang mit Menschen jüdischer Herkunft in der NS-Zeit. Die Autorin hat ausführlich recherchiert und so befindet sich auch am Ende des Buches eine Liste von weiterführenden Quellen.

Die junge Norwegerin Lillian lernt den deutschen Soldaten Helmut kennen, als ihr Vater diesen und einen weiteren deutschen Soldaten zum Essen mit nach Hause bringt. Schnell verlieben sie sich ineinander, was die Norweger und so auch Lillians Eltern gar nicht gerne sehen. Und so kommt es fast bis zu einem familiären Zerwürfnis. Dabei könnte alles so einfach sein, wenn Lillian doch Helmuts Geheimnis weitersagen dürfte. Aber sie darf es auf keinen Fall jemanden erzählen! Nur so können die beiden zusammenbleiben. Beide Personen sind sofort sympathisch und man ist von ihrem Verliebtsein angesteckt. Man hofft und bangt mit ihnen mit, wie in einem Roman. In Zeiten, in denen Helmut an der Front ist, schreiben sie sich herzerwärmende, hoffnungsvolle Briefe, die auch abgedruckt sind. Zu jedem erwähnten Treffen gibt es Fotos. Der Leser ist der Einzige, der vom Schicksal Helmuts als halbjüdischer Student an deutschen Unis in den 30ern erfährt. Und der auch erfahren muss, wie schwer es seine Eltern haben und was alles Schreckliches mit diesen netten und herzlichen Menschen, die Lillian sofort in ihr Herz schließen, ohne sie je gesehen zu haben, passiert. Mit jedem Schicksal bangt und zittert man mit. Lillian und Helmut geben jedoch nie auf und kämpfen wagemutig darum, für immer zusammen sein zu können. Man ist total gespannt, wie es am Ende ausgehen wird. Denn, dass es die Tochter Randi geben wird, wissen wir ja schon. - Außerdem erfahren wir als Leser, wie Randi als Erwachsene damit umgeht, zum ersten Mal von ihrere Familiengeschichte zu hören und wie sie diese aufarbeitet. Eigentlich sollte sie diese Geschichte niemals weitererzählen. Aber am Ende hat sie sich doch durchgerungen, sich mit ihrer Herkunft zu beschäftigen, dem Leben ihrer Großeltern nachzuspüren und hat dabei anscheinend sogar nette Bekannte kennengelernt, die zumindest ihrer Großmutter begegnet sind.

Ein informatives Buch über die NS-Zeit in Norwegen und gleichzeitig eine schöne, wahre Geschichte um den Kampf einer großen Liebe!