Rezension

Inhaltsangabe und Inhalt passen nicht ganz zueinander.

Ein König für Deutschland - Andreas Eschbach

Ein König für Deutschland
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 2 Sternen

Vincent ist hochbegabt im Umgang mit Computern und deren Programmierung, was ihm schon früh einen Aufenthalt im Gefängnis beschert. Doch auch später landet er wieder auf der kriminellen Seite, als er ein Programm entwerfen soll, mit dem man Wahlen manipulieren kann. Es dauert nicht lange und Vincent entdeckt, wie viel Macht er mit seinen Fähigkeiten hat. Doch ehe er selbst aktiv werden kann, kommt der Zauberer Zantini in sein Leben, der ihn mit einer netten Bewachung ausstattet und dazu bringt, ein Programm zu schreiben, dass die Wahlen in Deutschland manipulieren kann. Nach einer kurzen Zeit, in der Vincent genau dies tut, dämmert es ihm, dass das möglicherweise seine letzte Tat sein könnte: In seiner Verzweiflung flieht er aus dem Haus und schickt das Programm an seinen Vater, der in Deutschland lebt: Simon König.

Anfangs war ich doch etwas enttäuscht von dem Buch, den von dem eigentlich angegebenen Inhalt war nichts zu finden. Stattdessen lernt der Leser Vincent kennen und seine Arbeit. Das führt dann langsam auf Wahlbetrug in den USA hin, wo Vincent lebt. Es wird wirklich lange und ausführlich berichtet, wie Vincent arbeitet, wo er das tut, was er da tut, was ihm schon alles passiert ist, welchen unheimlichen Gestalten er begegnet und dazu gibt es noch lauter Spekulationen zu den USA-Wahlen. Der Großteil des Romans hat etwas von einem Verschwörungsroman und nur der kleinste Teil wird von dem Klappentext wiedergegeben.
Natürlich ist der Roman in dieser Hinsicht unglaublich gut recherchiert, es werden sogar die Quellen des Autors im Text angegeben, doch hier muss ich zugeben, dass ich zum Einen eine Abneigung gegen Wikipedia als Quelle habe - oft zu unseriös - und zum Anderen hat das meinen Lesefluss doch beeinträchtigt. Wenn ich eine wissenschaftliche Arbeit lese, dann sehe ich mir so Quellen gerne auch mal während des Lesens an, doch hier in diesem Fall möchte ich meinen Roman lesen und nicht dauernd Quellenangaben sehen. Ich hätte es besser gefunden, wenn diese am Schluss gesammelt gewesen wären. Mich persönlich hat es wirklich ein irritiert.

Man merkt auch, dass Andreas Eschbach definitiv Erfahrungen mit Vincents Arbeit hat, denn oft wird er für mich - als absoluter Laie - zu genau und meine Gedanken schweifen ab. Hätte ich gewusst, dass gut ein Drittel des Buches sich nur mit der Entwicklung dieser speziellen Software beschäftigt, hätte ich das Buch vermutlich nicht gekauft, sogar sehr wahrscheinlich nicht.
Es gab ein, zwei Momente, da hatte ich sogar schon fast aufgegeben weiterzulesen, weil es mich nicht packen konnte, doch dann hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich wollte wissen, wann denn nun endlich der eigentlich interessante Part kommt. Weit hinten. Das weiß ich jetzt. Ich will nicht mal sagen, dass der vordere Teil an sich uninteressant ist, aber meinen Geschmack trifft das nicht. Leider hat auch - obwohl deutlich besser - Simon Königs Geschichte mir nicht zu hundert Prozent zugesagt. Und doch fiel es mir da wieder leichter, mitzulesen - liegt vielleicht auch daran, dass Simon und ich ungefährt gleich viel vom Programmieren verstehen.

Das bringt mich zur Charaktergestaltung: Hier rutscht jeder letzten Endes irgendwo in die falsche Richtung. Vincent will mittels Wahlbetrug Weltherrscher mit einer weißen Katze werden, Alex und Leo, die ungleichen Brüder, lassen sich auch packen und wollen schließlich regieren. Selbst Simon, der eigentlich beherrschte Lehrer wird von dieser Stimmung gepackt und arrangiert sich mit dem König werden. Die Grenzen in Richtung des falschen Handeln werden deutlich überschritten.
Leo ist mir der sympathischste Charakter, ein unsicherer Bodyguard mit Interesse für Geschichte und Weinbau. Auch Simon finde ich eigentlich ganz gut angelegt.
Doch überhaupt nichts anfangen konnte ich mit Sirona. Auch der Schluss ihrer Entwicklung im Rahmen der Geschichte war etwas seltsam und unsinnig. Die Gründe und Gedanken hier habe ich nicht so ganz verstanden und waren schlicht und einfach unnötig aufgebauscht - das rettet hier dann auch nichts mehr.
Auch Simons Ex-aber-eigentlich-seit-zwanzig-Jahren-noch-Ehefrau fand ich nicht unbedingt gelungen. Ihre Handlungsweise war kein bisschen motiviert und hat ihren Charakter so widersprüchlich dargestellt, dass es sehr unnatürlich wirkte.

Fazit

Wenn man nur die Recherchearbeit und den Hintergrund des Wahlbetrugs betrachtet, ist dies sicher ein interessantes Buch. Vor dieser Genauigkeit habe ich großen Respekt. Doch bin ich hier vom Inhalt doch enttäuscht worden und auch die Charaktere konnten mir nicht viele Sympathiepunkte abringen. Und das ist es, was ein Buch ausmacht.
 

Kommentare

Karithana kommentierte am 02. März 2014 um 09:53

Ich habe das Buch jetzt auch beendet und sehe das wie du. Ich hätte mir wirklich was anderes erhofft. Es beruhigt mich wenigstens, dass du das Ende auch nicht gut fandest, mit den ganzen Leuten, die im Spiel verschwinden und Simons Sonderrolle in seiner Stadt. Schade.