Rezension

Intelligenter Schwedenkrimi

Die Schneelöwin
von Camilla Läckberg

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser spannende und sehr lesenswerte Kriminalroman " Die Schneelöwin" von Camilla Läckberg verbindet einen in sich abgeschlossenen Kriminalfall mit Familiengeschichten der Personen im Umfeld der Hauptprotagonisten. Es ist der neunte Teil einer Reihe um die Schriftstellerin Erica Falck und den Kommissar Patrik Hedström. 

Ein lange vermisstes Mädchen taucht schwer verletzt in der Nähe von Fjällbacka auf, wird von einem Auto angefahren und stirbt wenig später im Krankenhaus. Ihr wurden die Augen mittels Säure entfernt und die Zunge abgeschnitten. Kommissar Patrik Hedström bringt die Tote in Zusammenhang mit vier weiteren in der Nähe verschwundenen Mädchen und begibt sich auf eine fieberhafte Suche nach den anderen Vermissten und nach den Entführern. Er und sein Team tappen allerdings im Dunkeln und sind auf die Hilfe anderer Polizeistellen und nicht zuletzt seiner Frau Erica Falck angewiesen, um der Lösung des Falles näher zu kommen. 
Erica recherchiert gerade für ein Buch über familiäre Gewalt und interviewt dafür die Gefängnisinsassin Laila, die vor vielen Jahren ihren Ehemann umgebracht hatte, weil dieser die kleine Tochter wie Vieh im Keller angekettet hatte. Doch im Laufe der Gespräche stellt sich heraus, dass damals nicht alles so war wie es scheint und dass Erica vermutlich wesentliche Fakten übersieht. 
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Patriks Ermittlungen und Ericas Nachforschungen, kann Laila Licht ins Dunkel der Entführungen der Mädchen bringen? 

Das Buch baut langsam Spannung auf und beschäftigt sich in gleichem Maße mit den Ermittlungen von Patrik und den Nachforschungen von Erica. Verknüpft werden diese beiden Geschichten von der Autorin durch die abendlichen Treffen und den Austausch des Paares zu Hause. 
Dennoch ist die Handlung im ersten Teil fesselnd und treibend gestaltet, wenn auch auf atemlose Thriller-Spannung zunächst verzichtet wird. Die Autorin spielt klug mit verschiedenen Möglichkeiten, lässt uns als Leser in jedem Stadium den Ermittlern und auch Erica über die Schulter schauen und baut Charaktere auf bzw. ergänzt Geschichten der Personen aus vorangegangenen Bänden der Reihe. Ein paar kurze eingeblendete Rückblicke aus Lailas Sicht ergänzen die Handlung sehr geschickt. 
Im letzten Teil des Buches jedoch überschlagen sich die Ereignisse in überraschenden und spannenden Szenen und es kommt nach ein paar dramatisch eingebauten Cliffhangern und Szenenwechseln zum atemlosen Finale, bei dem ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. 

Die Autorin baut hinsichtlich der Charaktere auf die vorangegangenen Bände auf, und es ist für Neueinsteiger wie mich durchaus eine beachtliche Personenzahl, mit der man anfangs jonglieren muss. Es ist sicher ein leichterer Einstieg und ganz am Anfang ein größerer Lesegenuss hinsichtlich lieb gewonnener Charaktere und vertrauter Personen für Kenner der Reihe. Doch man findet sich gut zurecht, wenn man konzentriert liest, und der Krimigenuss rückt schnell in der Vordergrund. 
Erleichtert wird das Lesen durch klaren und gut strukturierten verständlichen Erzählstil mit relativ kurzen Sätzen. 

Fazit: 
Ein empfehlenswerter intelligenter Krimi mit vielen persönlichen Geschichten, die das Buch neben dem Fall prägen. Allerdings ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4 Sterne, weil mir einige Kleinigkeiten der Auflösung am Ende dann doch etwas zu weit hergeholt waren.