Rezension

Intensiv und dunkel

Loney - Andrew Michael Hurley

Loney
von Andrew Michael Hurley

Bewertet mit 5 Sternen

Im Jahre 1976 pilgert in der Karwoche eine kleine Glaubensgemeinschaft von London nach Loney, um dort am Schrein der Hl. Anna zu beten. Mit dabei Hanny, stumm und Kind im Körper eines fast Erwachsenen. Seine Mutter hofft auf Heilung. Jahre später erinnert sich Hannys jüngerer Bruder an die Reise.

Andrew Michael Hurley schreibt über eine Pilgerreise, die eine kleine Gruppe gläubiger Menschen von London nach Loney führt. Der Ort hat schon allein durch das Wetter eine düstere Atmosphäre. Man gewinnt den Eindruck eines bedrückenden unheimlichen Ortes. Das Meer hat hier auch schon das eine oder andere Opfer gefordert. Auch die Menschen dort sind sehr seltsam.

Unter den Pilgernden befindet sich Hanny mit seinem jüngeren Bruder und seinen Eltern. Vor allem die Mutter hofft auf ein Wunder, denn Hanny ist krank und sie sähe ihn gern geheilt. Hanny hängt sehr an seinem jüngeren Bruder, der ihn als einziger wirklich versteht. Und dieser fühlt sich für den älteren Bruder verantwortlich.

Am letzten Tag geschieht etwas, was die Jungen schockt.

30 Jahre später findet man dort die Leiche eines Babys - und nun erinnert sich der Bruder an das, was damals geschah.

Hurley schreibt in einer sehr beeindruckenden Art und vermag es, die Atmosphäre des Ortes dem Leser zu vermitteln. Er zeichnet die einzelnen Charaktere in allen Einzelheiten und schildert vor allem auch die Spannungen zwischen den einzelnen Menschen. Man wähnt sich inmitten der Gruppe, wenn man liest. Der Leser gewinnt auch einen Eindruck von der Gläubigkeit, die teilweise recht fanatisch scheint, vor allem bei Hannys Mutter.

Die Spannung, die Hurley erzeugt, ist permanent vorhanden, jedoch nicht an der Oberfläche, sondern in der Tiefe. Ich hatte beim Lesen immer das Gefühl, da bleibt nichts in mir haften - und dennoch musste ich immer weiterlesen. Untergründig war da eine fast unerträgliche Anspannung.

Das Buch ist flüssig geschrieben, die Charaktere sehr gut gezeichnet, der Roman ist von einer Brillanz, die man nicht oft findet.

Unbedingt lesen!