Rezension

Intensive Geschichte mit leisen Tönen

Das Haus zur besonderen Verwendung - John Boyne

Das Haus zur besonderen Verwendung
von John Boyne

Bewertet mit 5 Sternen

Um es gleich einmal vorweg zu nehmen: „Das Haus zur besonderen Verwendung“ hat mich mehr als nur beeindruckt. Die Handlung beginnt 1981. Georgi Daniilowitsch Jatschmenew ist bereits über 80 Jahre alt und lebt mit seiner Frau – die im Sterben liegt – in London. Während dieser letzten Tage, die er mit seiner Frau verbringt, schweifen seine Gedanken immer wieder in die Vergangenheit ab, bis zurück ins Jahr 1915, als Georgi 16 Jahre alt war und in einem russischen Bauerndorf ein Attentat auf den Vetter des Zaren verhindert. Als Dank dafür wird er an den Zarenhof nach Sankt Petersburg gerufen – er soll der Leibwächter des Zarensohns und Thronfolgers werden. Und mit seiner Ankunft in Sankt Petersburg ändert sich Georgis ganzes Leben – vor allem auch, weil er sich in die Zarentochter Anastasia verliebt. Was mir gleich von Anfang an positiv aufgefallen ist, ist Boynes Schreibstil. Er schreibt so elegant und gefühlvoll, aber gleichzeitig auch fesselnd und mitreißend, dass man gar nicht mehr aufhören kann, die Sätze in sich aufzusaugen. Ich war sofort in der Geschichte drin, konnte mich in die Figuren hineinversetzen und sah die Szenen fast bildlich vor mir. Gleichzeitig schafft Boyne eine gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion. „Das Haus zur besonderen Verwendung“ ist zum einen eine wundervolle, traurige Liebegeschichte, die alles andere als schmalzig ist und zum anderen ein gelungener historischer Roman über den Untergang der Zarenherrschaft in Russland. Ein Roman mit zum Teil sehr leisen, zarten Tönen, aber einer extrem starken und intensiven Geschichte, die einen nicht mehr los lässt. Ein wirklich tolles Leseerlebnis.