Rezension

Intensives Leseerlebnis

Der letzte Überlebende - Sam Pivnik

Der letzte Überlebende
von Sam Pivnik

Bewertet mit 5 Sternen

~~Der letzte Überlebende ist ein Buch über den Holocaust, von einem der letzten Zeitzeugen geschrieben, einer der wenigen Überlebenden. Ein Buch dieses Themas bewertet man natürlich anders als Romane. Sam Pivniks Buch ist eine Autobiographie, ein Bericht über sein Leben und über Auschwitz. Das ist nicht in einer Form literarisch verarbeitet, wie es Imre Kertesz stets tat. Es erinnert mehr an Primo Levis erstes Buch „Ist das ein Mensch?“, das ein genauer Bericht über das Lager war. Sam Pivniks Ansatz ist jedenfalls teilweise ein anderer, er ist nicht neutral sachlich sondern beschreibt seine Emotionen. Dabei kann manches verschwommen blieben, etwa bei der Begegnung mit dem Todesengel bleibt unklar, ob es wirklich Mengele war.

Sam Pivnik wurde von einem Ghostwriter unterstützt. Der Stil ist deshalb einfach und ungekünstelt gehalten. Eindringlich wird es dennoch und letztlich wird Sam Pivniks Bericht durch viele Fakten ergänzt. Und das wichtigste: Sam Pivniks Erzählstimme funktioniert, man ist als Leser so dicht wie möglich an ihm dran. Die Lektüre wird sehr intensiv!

Es gibt auch Beschreibungen von Sam Pivniks Lebens vor dem Lager. Schon da gab es viele Härten als die Wehrmacht 1939 Polen überfielen.
Kernstück des Buches sind dann die Lager-Beschreibungen in Auschwitz-Birkenau, die das Grauen und die Unmenschlichkeit in allen Details wiedergeben. Die komplexen Mechanismen über verschiedene Abläufe im Leben und der quälerische Alltag werden anhand von Sam Pivniks Eindrücken gut herausgearbeitet. Das ist das Verdienstvolle am Buch.

Dann hat Sam das Glück, Auschwitz verlassen zu können. Er kommt in ein anderes Lager , Fürstenberg und wird als Arbeiter im Bergwerk eingesetzt. Grauenvolle Erlebnisse warten auch da auf ihn, zum Beispiel wird er gezwungen, sich an einer Hinrichtung zu beteiligen.
Dann folgt der Todesmarsch, der ihn schließlich auf die Cap Arcona führte.

Fazit: Ein wichtiges Buch. Man muss froh sein, dass es erschienen ist, da es kaum noch Zeitzeugen gibt. Am meisten hat mich die konzentrierte Dichte des Buches beeindruckt.