Rezension

Interessant

Baba Dunjas letzte Liebe
von Alina Bronsky

Bewertet mit 5 Sternen

Tschernowo liegt nach dem Reaktorunglück in der Todeszone. Das Dorf ist verstrahlt und eigentlich sollte hier niemand mehr leben. Doch einige alte Bewohner kehren in ihre Heimat zurück und wohnen zurückgezogen und abgetrennt vom Rest der Welt in ihrem kleinen Dorf. Es ist ihre Heimat, sie sind alt und daher ist ihnen die Strahlung, die dort herrscht relativ egal. Baba Dunja war die erste, die zurückgekommen ist und wird daher auch als Sprecherin der Dorfgemeinschaft angesehen. In Tschernowo ist alles ein wenig anders: die Spinnen weben ihre Netze anders, die Klänge der Zikaden unterscheiden sich, all dies weiß Baba Dunja von den Forschern, die dem Dorf alle paar Jahre einen Besuch abstatten, um die Strahlung zu messen und Untersuchungen anzustellen.

In Tschernowo gibt es keine Kinder, zu groß ist die Angst davor, dass diese krank zur Welt kommen. Baba Dunjas Tochter wohnt in Deutschland. Ihre Enkelin hat Baba Dunja noch nie gesehen. Sie kommuniziert nur durch Briefe mit ihnen. Das ist das einzige, das sie an ihrem Leben wirklich stört. Ansonsten ist sie vollkommen zufrieden mit ihrem Leben. Doch eines Tages kommen Fremde in das Dorf und es passiert sogar ein Mord. Seitdem ist für Baba Dunja nichts mehr, wie es vorher war.

Mir hat das Buch sehr gefallen. Der Schreibstil war angenehm zu lesen. Man konnte Baba Dunjas Gedanken und Gründe für ihr Handeln gut nachvollziehen, auch wenn sie von der eigenen, persönlichen Meinung manchmal abweichen. Ich finde die Vorstellung von diesem Dorf faszinierend und habe daher gerne darüber gelesen. Außerdem finde ich es gut, dass dieses Buch das Reaktorunglück von Tschernobyl thematisiert. Denn auch wenn dies schon mehr als zwanzig Jahre zurückliegt, sind die Auswirkungen bis heute spürbar. Das Buch greift einige dieser Aspekte auf und verarbeitet sie auf interessante Weise.