Rezension

Interessant, aber auch anstrengend

Fuchsteufelsstill - Niah Finnik

Fuchsteufelsstill
von Niah Finnik

„Fuchsteufelsstill“ von Niah Finnik ist 2017 erschienen bei Ullstein fünf.

Zum Inhalt lt. Verlagshomepage: Die siebenundzwanzigjährige Juli steht mitten im Leben – manchmal sogar ein bisschen zu sehr. Sie ist Autistin und jeder Tag bedeutet eine gewaltige Masse an Emotionen, die es zu meistern gilt. Als Juli nach einem missglückten Suizidversuch auf eine psychiatrische Station kommt, trifft sie dort auf die überschwänglich-herzliche Sophie und auf Philipp, der mal mehr und mal weniger er selbst, aber stets anziehend für Juli ist. Die drei nehmen Reißaus und verbringen ein gemeinsames Wochenende, nachdem nichts mehr so ist wie zuvor.

Niah Finnik wurde 1988 geboren und studierte Produktdesign, bevor sie begann zu schreiben. Sie ist Asperger-Autistin, wodurch ihre Texte durch eine besondere Sicht auf die Welt geprägt sind.

Erst nach etlichen Seiten fiel mir auf, dass die Autorin genau wie ihre Protagonistin Juli Asperger-Autostin ist. Und dann ergab das, was ich da so las, auch mehr Sinn und ich bekam einen anderen Zugang zu dem Buch.

Trotz alledem fällt es mir schwer, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben.

Ich mag es und habe es wirklich gerne gelesen. Aber …. ich habe auch viele Dinge quer gelesen. Denn die Autorin schreibt tw. seitenlang über die Gedanken in ihrem Kopf und das können Dinge wie Mathematik sein (Gefühle zählt sie z. B. in Minuten), oder Landschaftsbeschreibungen oder Astrophysik oder ähnliche schwere Dinge, die sich mir nicht immer ganz erschlossen haben (oder die ich wahrscheinlich auch gar nicht lesen wollte).

„Mir geht es siebzehn Minuten gut und dreiundvierzig bedrückend.“ „Immerhin wissen sie nun, dass ich zu 71,7 Prozent betrübt bin, während ich lediglich weiß, dass es ihnen fürchterlich gut geht.“

Auf der anderen Seite gibt uns Niah Finnik damit natürlich auch die Chance, einen einmaligen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt einer Asberger-Autistin zu erhaschen. Und das ist schon heftig und für mich eben nicht einfach zu lesen. Und gerade die Gefühlswelt von Juli, die doch sehr auf einer rationalen Ebene abläuft, ist für mich schwer nachvollziehbar.

Zwischendurch äußert sie allerdings auch immer wieder Dinge, die mich in ihrer Brillanz schier umhauen:

„Ich hatte keinen Schimmer, warum Zwanghaftigkeit und Hysterie eine Krankheit waren, Intoleranz dagegen nicht.“ „Intolerantitis stand nicht auf der Liste der psychischen Störungen des Diagnostischen und Statistischen Manuals psychischer Störungen und war dennoch so hartnäckig wie ein Supervirus, der sich seit Jahrhunderten über dem ganzen Planeten ausbreitete. Ich glaube, manchmal wurde sie sogar vererbt, und ansteckend war sie noch dazu.“

Wie gesagt: Ich bin zwiegespalten und gebe zwar eine Leseempfehlung ab, aber mit der Einschränkung, dass man sich wirklich auf die Sprache und Gedankenwelt einlassen muss.