Rezension

** Interessant, aber kein Muss **

Ich, Nojoud, zehn Jahre, geschieden - Nojoud Ali

Ich, Nojoud, zehn Jahre, geschieden
von Nojoud Ali

Bewertet mit 3 Sternen

Bücher, die auf wahren Begebenheiten beruhen würde ich zwar nicht ausschließlich lesen, aber hin und wieder finde ich derartigen Lesestoff auch interessant. Zu wissen, dass sich die Erzählungen tatsächlich so abgespielt haben, ist meiner Meinung nach immer noch mal etwas anderes, als eine fiktive Geschichte zu lesen. Natürlich setzten derartige Bücher voraus, dass man dem Protagonisten Glauben schenken kann.

 

In dem Buch „Ich, Nojoud, zehn Jahre, geschieden“ geht es um ein Phänomen, bzw. um ein unschönes Ritual, welches in einigen Ländern der Welt immer noch vollzogen wird: Kinderehen. Hierbei werden nicht nur Kinder untereinander, sondern auch Erwachsene Männer mit kleinen Mädchen verheiratet. Nojoud, ein kleines, etwa zehn Jahre altes Mädchen aus dem Jemen, ereilt dieses Schicksal, als sie eines Tages mit einem erwachsenen Mann verheiratet werden soll, den sie nicht einmal kennt. Zu diesem Zeitpunkt hat Nojoud weder die Geschlechtsreife erreicht, noch hat sie den Wunsch, von ihrer Familie getrennt zu werden. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als das, was sich alle ihre Freundinnen wünschen: Zur Schule gehen zu dürfen und mit Gleichaltrigen zu spielen.

 

Doch wie es in dieser Region üblich ist, haben Frauen und Kinder nichts zu sagen. Und so kommt es, dass sie nach ihrer Hochzeit mit einem fremden, unfreundlichen und ungepflegten Mann mitgehen muss. Obwohl vertraglich festgelegt wurde, dass ihr Ehemann Nojoud zunächst nicht „anrühren“ darf, passiert kurze Zeit, das Unausweichliche: Der Ehemann fordert von seiner Frau den Ehevollzug ein – und das mit aller Gewalt. Die Kleine erlebt Gewalt, Erniedrigung und Schmerz. Aber das aufgeweckte Mädchen will sich nicht ihrem Schicksal hingeben – sie hat gehört, dass man Ehen scheiden lassen kann und das ist ihr großes Ziel. Und so flüchtet Nojoud und holt sich Hilfe bei Gericht. Dort trifft sie auf offene Ohren, die Mitleid mit dem Mädchen haben und sie aus ihrer Lage befreien wollen. Und ehe sie sich versieht, wird Nojoud zu einer Heldin, die mit ihrem Kampfgeist weit über die Grenzen des Jemen hinaus für Aufsehen sorgt.

 

Aufgrund der nicht ganz so hohen Seitenstärke hatte ich das Buch binnen weniger Tage durchgelesen. Ich muss sagen, dass es mich recht gut unterhalten hat und es einfach zu lesen war. Bestimmte Begriffe, bzw. Ausdrücke aus dem Jemen wurden in kursiver Schrift dargestellt und konnten bei Zweifel nachgeschlagen werden. Dies war meiner Meinung aber nicht notwendig, da die Erklärung hierzu stets folgte, bzw. bereits im Vorgang bereits einmal dargelegt wurde. Erzählt wurde die Geschichte nachvollziehbarer Weise aus der Sicht der kleinen Nojoud. So hatte man als Leser direkten Einblick in die Sichtweise und Gefühlswelt der Kleinen.

 

Im Großen und Ganzen muss ich allerdings sagen, dass mich andere Bücher aus dem Genre „Erfahrungen/Wahre Begebenheiten/Schicksale“ mehr bewegt haben. Nicht, weil das Schicksal von Nojoud nicht schlimm gewesen wäre – nein. Ihre Erfahrungen, mit etwa zehn Jahren von der Familie getrennt zu werden, in die Fänge eines fremden, widerlichen Mannes zu gelangen, der einen nicht nur demütigt, schikaniert und einschließt, sondern auch regelmäßig vergewaltigt, sind wirklich schlimm. Jedoch muss ich sagen, dass die Erzählungen des Mädchens eher oberflächlicher Natur waren. Sie erzählt beispielsweise deutlich mehr darüber, wie sie den Mut fasste, zu Gericht zu gehen, wie sie Unterstützung durch eine Anwältin bekam, welche Probleme es mit und in ihrer Familie gab, als von ihrem eigentlichen Martyrium.

 

Sicherlich ein Buch, welches man zwischendurch mal lesen kann, aber keines, welches ich als durchweg lesenswert einstufen würde. Daher eine eher mittelmäßige Bewertung von meiner Seite.