Rezension

Interessant und spannend

Die Falle
von Melanie Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem ich im vergangenen Jahr „Die Wahrheit“ von Melanie Raabe gelesen und für gut befunden hatte, stieß ich immer öfter auch auf Empfehlungen des Buches, das sie davor geschrieben hatte. So stand „Die Falle“ recht bald auf meiner Wunschliste und als das Buch jetzt im Leseclub von Alicia, Phil und Steffi für das gemeinsame Lesen auf dem Programm stand, war endlich auch für mich die Zeit gekommen diesen Thriller zu lesen.

Dabei habe ich wieder einmal feststellen müssen, dass ich für das gemeinsame Lesen mit anderen nicht unbedingt geeignet bin. Ich habe mein eigenes Tempo und wenn es spannend wird, kann ich nicht mehr aufhören zu lesen. So ist es mir auch bei diesem Buch ergangen und ich habe mich bereits nach dem ersten Leseabschnitt verselbständigt.

Die erfolgreiche Romanautorin Linda Conrads, 38, hat seit gut 11 Jahren keinen Fuß mehr über die Schwelle ihrer Villa am Starnberger See gesetzt. Vor vielen Jahren hat Linda ihre jüngere Schwester Anna in einem Blutbad vorgefunden und das Gesicht des flüchtenden Mörders gesehen. Deshalb ist es ein Schock für sie, als sie genau dieses Gesicht eines Tages im Fernsehen entdeckt. Grund genug für Linda, ihre verbliebenen Kräfte zu mobilisieren, um herauszufinden was in der Tatnacht wirklich passiert ist und den vermeintlichen Mörder in eine Falle zu locken.

In kurzen Kapiteln, die oft mit einem Cliffhanger enden, wechselt die Geschichte zwischen Auschnitten aus dem Buch der Romanautorin und ihren Empfindungen und ihrem Erleben aus der Ich-Perspektive. Und diese hat es wirklich in sich. Oftmals schauen wir mittels eines scheinbar einfach heruntergeschriebenen Gedankenstroms direkt in den Kopf von Linda Conrads. Wir erleben ihre Gedanken, Ängste, Panikattacken und Gefühle mit. Diese sind so bildhaft und intensiv dargestellt, dass sie nachvollziehbar werden, selbst wenn sie teilweise chaotisch sind. Der psychologische Aspekt dieses Thriller macht für mich seine Besonderheit aus und ich fand es spannend und interessant die Gedankenwelt dieser erkrankten Autorin miterleben zu können. Gleichzeitig baut sich dadurch auch große Spannung auf, bei der man sich unweigerlich fragt, ob die Protagonistin der Belastung überhaupt standhalten kann und ob sie in der Lage sein wird, ihr Vorhaben umzusetzen.

Dieses Buch ist spannungsreich, verfügt über nicht vorhersehbare Wendungen und liest sich flüssig. Und doch stolperte ich einige Male über Sätze, die sich wiederholten, als seien sie stumpf mehrfach eingesetzte Textbausteine, während ich andere Wiederholungen als Stilmittel und Ausdruck von Linda Conrads Gedankenwelt akzeptieren konnte. Das schmälert jedoch insgesamt gesehen für mich nicht die Qualität dieses Thrillers, der in psychologischer Hinsicht interessant und packend zugleich war.