Rezension

Interessante Biografie einer ungewöhnlichen Frau

Die amerikanische Prinzessin - Annejet van der Zijl

Die amerikanische Prinzessin
von Annejet van der Zijl

Bewertet mit 4 Sternen

Was nach Kitschroman klingt, ist die Biografie einer ungewöhnlichen Frau, die Lebensgeschichte einer unbekannten Amerikanerin, die ein bewegtes Leben voller Drama führte. Die Autorin sagt selbst, dass in diesem einen Buch eigentlich drei Bücher stecken: eine abenteuerliche Lebensgeschichte, die Geschichte Amerikas und ein Lehrstück im Umgang mit Verlusten (228). Nach Darwin überlebt nicht der Stärkste, nicht der Intelligenteste, sondern der- bzw. diejenige, die am besten mit Veränderungen umgehen kann.

Und wahrhaftig, das kann sie, Allene Tew, das schöne junge Mädchen, einzige Tochter nicht sehr ehrgeiziger Eltern, die von einem reichen Erben schwanger wird, ihn heiratet und von da ab ein außergewöhnliches Leben führt.

Drei Kinder, drei Verluste, fünfmal verheiratet, 'die Prinzessin mit dem Eherekord' (161). Die ersten beiden haben sie wegen ihrer Schönheit geheiratet, die letzten beiden wegen des Geldes. Allein der mittlere hat sie wohl um ihrer selbst willen geliebt (222), starb aber zu früh. "He was the one." (91)

Zurück blieben ihr viel, viel Geld, zahlreiche Häuser in den USA und Europa, zwischen denen sie ruhelos hin- und herpendelte, immer auf der Suche nach Glück, nach Liebe, nach Familie. Durch die letzten beiden Heiraten durfte sie sich zuerst 'Prinzessin', dann 'Gräfin' nennen und verkehrte zum Schluss im europäischen Hochadel: vom einfachen Mädchen über die verachtete junge Emporkömmlingsfrau zur geachteten Freundin von Grafen, Prinzen, Königen, zur Patin im niederländischen Königshaus.

Das alles wird nicht nur von der Autorin mit Quellen- und Literaturangaben versehen, sondern es gibt auch zwei interessante Bildteile mit chronologisch geordneten Fotos, die dem Leser ihr Leben veranschaulichen.

Interessant ist der historisch-gesellschaftliche Hintergrund, der kein besonders gutes Licht auf die Entwicklung in den USA wirft. Die Autorin zitiert den französischen Politiker Clemenceau: "Amerika - von der Barbarei zur Dekadenz ohne Umweg über die Kultur" (32).

Die schöne Vorstellung vom 'American Dream', dass man alles sein und werden kann, egal, wo man herkommt, verkennt die Wirklichkeit, die Spaltung Amerikas in Reiche, Superreiche und die zahllosen Menschen, die auf keinen grünen Zweig kommen, die Industrie- und Hafenarbeiter, die Menschen in der Landwirtschaft, in den Bergwerken, die, die bei den zahlreichen Wirtschaftskrisen immer die Verlierer sind und im Elend leben.

Um wieder auf Allene zurückzukommen: Es war interessant zu lesen, wie sie zur reichen Frau aufgestiegen ist, die in unermesslichem Luxus lebte und alles haben konnte, was man für Geld kaufen kann, aber tauschen wollte ich nicht mit ihr, dieser ruhelosen Nomadin, die von Haus zu Haus, von Mann zu Mann pendelte und am Ende alleine starb.