Rezension

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Interessante Einblicke, aber kaum Entwicklung in der Erzählung

Catch the Jew! - Tuvia Tenenbom

Catch the Jew!
von Tuvia Tenenbom

Bewertet mit 4 Sternen

"Catch the Jew! recounts the adventures of gonzo journalist Tuvia Tenenbom, who wanders around Israel and the Palestinian Authority for seven months in search of the untold truths in today's Holy Land. With holy chutzpah, Tenenbom boldly goes where no Jew has gone before, at times risking his life as he assumes the identities of Tobi the German and even Abu Ali in order to probe into the many stories in this strange land and poke holes in all of them."

Tuvia Tenenbom lebt in Amerika, wuchs aber in Israel in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde auf. Er spricht hebräisch, arabisch, englisch und wohl auch etwas deutsch. Vom Aussehen her geht er in Israel als Deutscher durch (Tobi the German), was er in vielen Gesprächssituationen ausnutzt, um möglichst unverfälschte Aussagen seiner israelischen oder palästinensischen Gesprächspartner zu erhalten. Es handelt sich hier also nicht um einen Roman, sondern um einen Erlebnisbericht.

In 55 Erzählungen beschreibt er seine Erlebnisse mit Gesprächspartnern aus allen Gesellschaftsbereichen - seien es Araber, Juden oder Christen, seien es Israelis oder Europäer, seien es Prostituierte, Intellektuelle, Hilfsorganisationen oder Parlamentsabgeordnete.

In allen Gesprächen bleibt er kritisch und hakt gerne nach, auch durch Präsentation gegenteiliger Fakten, häufig durchaus zum Missfallen seiner Gesprächspartner. Je nach Gesprächspartner wird er dadurch mal in die offensive rechte Ecke gesteckt oder als linker Aufrührer eingeschätzt.

Für mich wurde beim Lesen sehr deutlich, dass der Israel-Palästina-Konflikt von keiner Seite, sei es von innen oder außen, neutral analysiert werden kann. Dennoch beziehen die (westlichen) Medien sehr deutlich Stellung für die palästinensische Seite und suchen (und finden) dann auch die belegenden Bilder - wobei sich die Situation bei kritischer Betrachtung auch anders darstellen kann. Das gemeinsame Leben von Juden und Arabern war nicht zu finden.

In den 55 Texten wurde für mich deutlich, dass es "ein Volk Israel" nicht gibt, sondern viele kleine Gruppierungen, die häufig ganz unterschiedliche Ansichten haben und nicht seltem dem Staat Israel kritisch gegenüberstehen, selbst als Nutznießer.

Was mir fehlte war eine Pointierung. Die 55 Texte stehen mehr oder weniger nebeneinander, die Aussagen fangen nach dem ersten Drittel durchaus an, sich zu wiederholen. Dadurch wurde das Lesen etwa ermüdend. Andererseits erhält man so in den Texten einen Einblick in das jeweilige Tagesgeschehen und kann sich seine eigenen Gedanken dazu machen.

Im Epilog beschreibt Tuvia Tenenbom seine Gefühle:

"Witnessing the tremendous investments and endless attempts of the Europeans, not to mention the Germans, all geared to undermine the Jews in this land, in Israel, was an extremely unsettling experience. Being showerd with love by the Arabs, jsut because they thought I was an Aryan, a German, was very discomforting. Watching the Jews and seeing how powerless they are, even now that they have their own state, was distressing.

If logic is any guide, Israel will not survive. Besieged by hate from without and from within, no land can survive for very long."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Fazit: Ein sehr interessanter Einblick vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts und damit eine klare Leseempfehlung, auch wenn ich mir Kürzungen an der einen oder anderen Stelle gut hätte vorstellen können.

Kommentare

Birte ergänzte am 15. März 2015 um 09:21

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