Rezension

Interessante Einblicke in die Psyche von Hund und Mensch, aber leider zu langatmig und wirr

Will sei Dank - Patricia B. McConnell

Will sei Dank
von Patricia B. McConnell

Bewertet mit 3 Sternen

Ich bin ein großer Hundeliebhaber und interessiere mich generell für Tiere und deren Interaktion mit Menschen. Deshalb hat mich dieses Buch sehr gereizt. Die Autorin ist Verhaltenstherapeutin und hat viele Jahre mit aggressiven Hunden gearbeitet. Deshalb habe ich mir hier interessante Einblicke in die Psyche von Hunden versprochen. Diese habe ich auch bekommen.

Jedoch geht es hier nicht nur um Will, den problem-belasteten Border Collie, sondern auch um Patricia McConnell, eine Frau, die verschiedene Traumata mit sich herumträgt und erst nach vielen Jahren erkennt, dass sie diese aufarbeiten muss. Als Teenager wurde sie vom Freund ihrer Schwester missbraucht, später war sie Zeugin, wie ein Mann in den Tod stürzte, und als Erwachsene wird sie von einem Flirt vergewaltigt. Dass solche Erlebnisse nicht spurlos an jemandem vorbeigehen, ist klar. Und so beschäftigt sich die Autorin nicht nur mit der Psyche ihres Hundes, sondern auch mit ihrer eigenen. Was auch sehr spannend ist, da ich Psychologie generell faszinierend finde.

Dennoch habe ich mir schwer getan mit dem Buch. McConnell schreibt für meinen Geschmack zu wild durcheinander. Für mich fehlte einfach ein roter Faden. Mal erzählt sie von der Arbeit mit Will, dann schildert sie verschiedene Erlebnisse als Teenager und als erwachsene Frau, streut zwischendurch Fälle von Hunden ein, die sie therapiert hat, erzählt von ihren anderen Hunden und ihrer Arbeit als Schäferin. Dazwischen zitiert sie aus Sachbüchern und erläutert die Psyche von Mensch und Tier.

Das ist alles für sich genommen ganz interessant, aber es war mir zu wirr. Sie springt hin und her ohne konkrete Zeitangaben. Zudem sind ihre Ausführungen viel zu langatmig. Sie kommt von Pontius zu Pilatus und wiederholt sich öfter. Dies war auch der Grund, warum ich dieses Buch fast zwei Monate "auf Raten" gelesen habe. Ich hatte das Gefühl, dass sich alles in einer endlosen Schleife wiederholt und man beim Lesen irgendwie nicht vorwärts kommt. Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch auch komprimiert auf deutlich weniger Seiten genau so gut alles erzählt hätte, was die Autorin zu erzählen hat.

Der Schreibstil ist zwar ganz angenehm, und McConnell hat auch einen schönen Sinn für Humor. Aber das allein hat es für mich leider nicht rausgerissen. Und so war ich durchaus froh, als ich endlich das Buch zuklappen und mir denken konnte: "Puh, geschafft!"

Was ich trotz dieser Unzulänglichkeiten aber wirklich gut fand: Man lernt viel über Hunde, ihr Verhalten und die Arbeit mit ihnen. McConnell ist nicht nur Therapeutin, sondern auch Schäferin, und es ist beeindruckend, wenn sie über die Leistungsfähigkeit von Hütehunden erzählt.   

Der Teil über ihre eigenen Traumata macht dieses Buch jedoch sehr emotional. Das ist auch völlig in Ordnung, es handelt sich hier ja nicht um ein Sachbuch, sondern um die Memoiren einer Frau. Aber dies verleitet die Autorin dazu, sich in Erzählungen zu verlieren und zu "schwafeln", und darauf könnte ich persönlich verzichten. Patricia McConnell hat aber bereits verschiedene Sachbücher über Hunde geschrieben, und ich denke, dass ich es mal damit probiere, denn generell ist es sehr spannend und beeindruckend, was sie über ihre Arbeit mit Hunden zu berichten hat.