Rezension

Interessante Geschichte mit riesigen Schwachstellen

Das Juwel - Die Gabe - Amy Ewing

Das Juwel - Die Gabe
von Amy Ewing

Bewertet mit 2.5 Sternen

Zum Cover:
Das Cover ist wirklich schön. Die kleinen silbernen Applikationen auf Violets Kleid sind auch auf dem Cover hervorgehoben, so dass es sich anfühlt, als würde man über klitze kleine Diamanten streichen.

Zur Geschichte:
Violet ist ein Surrogat. Das bedeutet, dass sie die Gabe hat, nur durch ihre Vorstellungskraft Dinge wachsen und verändern kann. Wegen dieser Gabe, wird sie dazu ausgewählt im Juwel, bei den Adeligen und den Bankiers zu wohnen, im Dienste der Familie die sie ersteigert. Doch diese Möglichkeit des besseren Lebens, wird durch ihre Pflicht der Familie gegenüber getrügt. Denn sie soll der Hausherrin ein Kind schenken.

Meine Meinung:
Die Geschichte ist relativ innovativ. Die Oberschicht ist nicht mehr in der Lage selbst Kinder zu gebären, auf Grund einer Genmutation. Nun findet sich aber ein Gen in einigen Bewohnerinnen der ärmeren Viertel, welches diesen erlaubt Kinder für die Reichen auszutragen. Diese Mädchen werden in geschlossenen Anstalten zu sogenannten Surrogaten ausgebildet bis sie am Ende ihrer Ausbildung an die Adeligen versteigert werden. Jedes Mädel bekommt ein Los und verliert mit dieser Zahl ihre gesamte Identität. Bis hier hin alles gut. Aber nun zu denUngereimtheiten: Wieso können die Adeligen keine Kinder mehr bekommen, letztendlich kann es nicht an genetischen Problemen liegen, da Violet bzw. die Surrogate ja nur die Kinder austragen, nicht mit ihnen genetisch verwandt sind? Was ist mit der Rest der Welt geschehen? Wieso gibt es nur diese eine Stadt? Warum ist die Protagonistin so unheimlich naiv? Standen keine anderen Namen zur Verfügung?
Zum Thema der Namen: Absolut alles, das auch nur ansatzweise eine Eigenschaft hat, wird nach dieser benannt, falls nicht, gibt es halt Tiernamen! Violet, Raven, Crow, Ebony, die Farm, das Juwel... Ihr wisst was ich meine. Ich fand das anfangs nicht so schlimm, irgendwann wurde es jedoch lächerlich.
Zum Thema der unerschütterlichen, unangenehmen ja fast schon gruseligen Naivität der Protagonistin: Violet wurde ihr Leben darauf vorbereitet ein Kind für eine reiche Familie zu gebären. Als sie dann versteigert wird, kommen ihre innersten Ängste auf, und es zeigt sich, dass sie keine Ahnung von Schwangerschaft hat. Aber so absolut gar nichts weiss sie darüber. Ein anderes Beispiel ist die Begegnung mit einem gewissen "Begleiter" einer Dame des Palastes. Es ist ziemlich klar, was diese Begleiter tun und wie sie die Damen glücklich halten. Aber als Violet das herausfindet fällt sie aus allen Wolken...

Violet an sich ist mir zu perfekt. Sie ist wunderschön, sie hat eine faszinierende Augenfarbe (die meines Wissens nach nur durch Albinismus entsteht), sie ist einfach bezaubernd. Sie spielt perfekt Cello, sie ist nicht ganz ungebildet und sie war eine der besten Surrogate in ihrer Klasse. Nicht umsonst war sie Los Nummer 197 von 200, mit 200 als das begehrteste Los von allen. Das alles ist einfach zu unrealistisch. Es istklischeehaft und hebt die Protagonistin auf eine Art Podium, nach dem Motto, guckt alle wie toll sie ist.
Auf der anderen Seiten finden wir dann die anderen Frauen, natürlich alle hinterhältig und böse. Es entstehen keine runden Charaktere, die nicht perfekt sind oder auch mal Fehler machen. Alles ist entweder schwarz oder weiss, Nuancen gibt es leider nicht.

Aber nun zum Positiven! Der Schreibstil der Autorin ist luftig, leicht und mitreissend. Obwohl die Geschichte jetzt nicht grossartige Wendungen genommen hat, auch wenn es ein paar unvorhersehbare Momente gab, musste ich weiterlesen. Ich habe mich in keinem Moment dazu zwingen müssen weiterzulesen, im Gegenteil, ich hatte quasi keine Chance das Buch aus den Händen zu legen!

Fazit:
Eine interessante Geschichte mit grossen Schwachstellen. Der lockere Schreibstil und der Gesamtatmosphäre erinnert an Kiera Cass Selection-Reihe.