Rezension

interessante Geschichtsstunde

Der böhmische Samurai - Bernhard Setzwein

Der böhmische Samurai
von Bernhard Setzwein

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch erzählt das Leben von Graf Hansi von Ronsperg in Böhmen und spannt dabei den Geschichtsbogen von 1895 bis in die 1960iger Jahre. Die Erzählung beginnt mit der Ankunft der Grafenfamilie Ronsperg aus Japan auf Schloss Ronsperg im Jahr 1895. Die Mutter Mitsuko - Japanerin und der Vater, aus dem aktiven Dienst ausgeschiedener Diplomat, erziehen die Kinder, sieben an der Zahl, abgeschirmt von äußeren Einflüssen auf dem Schloss. Aufgrund dieser Tatsache und der exotischen Abstammung geschuldet, bleibt die Familie für sich. Der Vater stirbt früh und die Mutter, auch nach Jahren nicht heimisch in der böhmischen Provinz, zieht die Kinder alleine groß. Im ersten Weltkrieg verarmt die Familie und die Geschwister verlassen das elterliche Zuhause. Nur Hansi, nach Schuljahren in München, bleibt mit dem Personal zurück. Er heiratet Lilly, eine der ersten Pilotinnen. Doch die Ehe ist nicht glücklich. Sie scheitert, nicht zuletzt an der Exzentrik Hansis. Hansi überlebt den 2. Weltkrieg, um sich dann 1945 aufgrund der Benes-Dekrete im Lager Chrastavice wieder zu finden. Es gelingt ihm die Flucht nach Regensburg, wo er allein und verarmt stirbt.

Der Autor nutzt die Lebensgeschichte des Grafen, um einige geschichtliche Ereignisse dieser Zeit ins Gedächtnis zu rufen. Die geschieht spannend und mit dem Blick für nicht so im Bewusstsein verankerte Details. Bei der Schilderung der Lagererlebnisse bleibt er sachlich und unsentimental und macht  das Unmenschliche der Verhältnisse um so sichtbarer.

Der wahre Wert des Romans liegt für mich darin, geschichtliche Ereignisse in Erinnerung zu rufen und damit Lust darauf zu wecken, sich mit Geschichte zu befassen. So sollte Geschichte vermittelt werden : unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger weniger