Rezension

Interessante Mischung aus Reality-TV, Prinzessinnengeschichte und Dystopie

The Selection - Kiera Cass

The Selection
von Kiera Cass

The Selection war eine interessante neue Mischung aus Reality-TV, Prinzessinnengeschichte und Dystopie. Die Hauptcharaktere Maxon und America sind sympathisch und authenthisch und die Geschichte hat noch einiges auf Lager, was mich schon sehnsüchtig auf The Elite warten lässt. Schaut euch das Buch an, ihr werdet nicht enttäuscht sein!

Darum gehts:

For thirty-five girls, the Selection is the chance of a lifetime. The opportunity to escape the life laid out for them since birth. To be swept up in a world of glittering gowns and priceless jewels. To live in the palace and compete for the heart of the gorgeous Prince Maxon.
But for America Singer, being Selected is a nightmare. It means turning her back on her secret love with Aspen, who is a caste below her. Leaving her home to enter a fierce competition for a crown she doesn't want. Living in a palace that is constantly threatened by violent rebel attacks.
Then America meets Prince Maxon. Gradually, she starts to question all the plans she's made for herself- and realizes that the life she's always dreamed of may not compare to a future she never imagined.

Mein Eindruck:

Normalerweise bin ich nicht der Typ  für schnulzige Bücher und Prinzessinnen mit bauschigen Kleidern, doch dieses Buch hat mich in seinen Bann gezogen - gerade weil die Kleidung und der ganze Prunk und Pomp der Protagonistin und möglichen zukünftigen Prinzessin America überhaupt nichts bedeuten.

Nach dem 4. Weltkrieg ist aus den Trümmern Nordamerikas das Land Illéa hervorgegangen, dessen Bewohner in acht Kasten eingeteilt wurden. Die Kaste Eins ist der königlichen Familie vorbehalten, die Kaste Acht den Obdachlosen und Ärmsten der Gesellschaft. America Singers gehört in die Kaste Fünf, in der hauptsächlich Künstler, Musiker und andere Artisten angesiedelt sind. Sie müssen zwar nicht auf der Straße schlafen, aber leben alles andere als luxuriös. Regelmäßig wird am Essen und der Kleidung gespart oder der Strom kann nicht bezahlt werden.

Als America per Post die Anmeldeformulare für die Selection zugesendet bekommt, ist ihre Mutter völllig aus dem Häuschen. Sollte America gewinnen, würde sie die zukünftige Königin Illéas werden und ihre ganze Familie könnte ein behütetes Leben als Einsen führen. Doch America hat andere Pläne als Prinzessin zu werden: Sie träumt von einer Hochzeit mit Aspen, mit dem sie seit zwei Jahren zusammen ist, doch die beiden müssen ihre Beziehung geheimhalten, da Aspen nur eine Sechs ist - die Kaste, die hauptsächlich Servicekräfte und Diener stellt. Aspen zu heiraten würde America noch weiter Richtung Armut treiben, was Aspen nicht möchte. Also überredet er sie, sich für die Selection anzumelden - es wird ja eh nur ein Mädchen aus jeder der 35 Provinzen genommen, also sind die Chancen recht niedrig für jede einzelne.

Aber wie es der Zufall so will wird America tatsächlich erwählt und muss an der Selection teilnehmen. Der Gedanke, mit 34 Mädchen um einen Prinzen zu kämpfen, der, seit sie ihn im Fernsehen gesehen hat, für sie der Inbegriff von Langeweile und steifer Förmlichkeit ist, ist für America das Grauen schlechthin, aber so lange sie Teil der Selection ist bekommen ihre Eltern Geld vom Königshaus. Es dauert auch nicht lange, bis die den Prinzen das erste Mal persönlich trifft und ihm ordentlich die Meinung geigt. 

Überhaupt nimmt America selten ein Blatt vor den Mund, sondern spricht stets das aus, was ihr gerade durch den Kopf geht. Das hat sie in meinen Augen zu einem unglaublich tollen und liebenswerten Charakter gemacht, der sich stark von den schauspielernden Schönheiten im Kampf um die Krone abhebt. Glücklicherweise ist das eine Tugend, die auch der Prinz zu schätzen weiss, und so verzeiht er ihr ihren Wutausbruch am ersten Abend. Schon bald merkt America, dass hinter der Fassade des steifen Prinzen ein toller, aber schüchterner Mensch steckt. Prinz Maxon hat einfach keine Ahnung von Frauen -  und so macht America sich zur Aufgabe, dem armen Maxon durch die Selection zu helfen und ihm als Freundin zur Seite zu stehen. Mehr ist erst einmal nicht für den Thronfolger drin, denn Americas Herz hängt immer noch an Aspen, auch wenn dieser sich nach einem Streit von ihr getrennt hatte.

Prinz Maxon gefiel mir als Charakter ebenso gut wie America. Diplomatisch und politisch ist er sehr versiert, aber im freundschaftlichen und privaten Umgang mit Menschen ist er unsicher und schüchtern -er wurde ebenso zur Selection gezwungen wie die Mädchen. Es dauert eine Weile, bis er sich überhaupt traut, seine Förmlichkeit abzulegen und aus sich herauszukommen. Aber ab dann ist er ein sehr sympathischer, fürsorglicher und stets um das Wohlergehen der Mädchen besorgter junger Mann, den man als Leser einfach liebhaben muss. Und ein Wirbelwind wie America in seinem Leben tut ihm, meiner Meinung nach, richtig gut.

Gut dargestellt war auch der Zwiespalt, in dem die Mädchen sich befinden. Einerseits haben sie sich im Laufe der Selection alle sehr lieb gewonnen und wünschen den anderen alles erdenklich Gute, andererseits jedoch hofft jede irgendwie auf die Zuneigung des sympathischen Prinzen (oder zumindest auf den Adelstitel). Zickenkrieg ist natürlich vorprogrammiert, denn eine furchtbare Person findet immer ihren Weg in ein solches Medienspektakel. Erfreulicherweise jedoch überwiegen die Freundschaften, die meiner Meinung nach sehr realistisch dargestellt wurden und für die Kürze der Zeit (ich glaube knapp drei Wochen) nicht zu innig, aber trotzdem eng sind. Unter solch aussergewöhlichen Voraussetzungen braucht man aber auch einfach jemanden, mit dem man über seine Eindrücke sprechen kann.

The Selection ist ein wundervolles Buch, denn es vereint viele Genres in sich, ohne jemals unglaubwürdig zu werden. In erster Linie ist es natürlich ein romantisches Buch, doch auch das dystopische Setting blitzt immer wieder durch und gibt dem ganzen zusätzliche Spannung. Ein wichtiges Element bildet aber auch der Voyeurismus. Die Selection läuft nämlich nicht hinter geschlossenen Türen ab wie eine Papstwahl, sondern ist ein riesiges, aufwendiges und vor allem teures Medienspektakel á la Germany's Next Topmodel oder Der Bachelor. 

Die Mädchen sind den Großteil des Tages umgeben von Kameras, Wachmännern oder Dienstmädchen. Jede Woche werden Interviews im Fernsehen gegeben, es gibt Fotostrecken in Zeitschriften und Wetten auf den Ausgang der Selection. Sie tragen teure Kleider und edlen Schmuck, den sich viele von ihnen in ihrem ganzen Leben nicht leisten könnten und bekommen mehr edle Speisen aufgetischt, als sie essen können. Jedes der Mädchen hofft auf ein privates Date mit oder einen Kuss vom Prinzen. Die anderen sowie die Fernsehzuschauer können dann heiss diskutieren, was es zu bedeuten hat, wer die meisten Dates hatte und wer wohl als nächstes fliegt. Selbst der Prinz steht unter dem Druck der Medien, denn seine endgültige Wahl fällt auf ihn als zukünftigen König zurück.

Fazit:

The Selection war eine interessante neue Mischung aus Reality-TV, Prinzessinnengeschichte und Dystopie. Die Hauptcharaktere Maxon und America sind sympathisch und authenthisch und die Geschichte hat noch einiges auf Lager, was mich schon sehnsüchtig auf The Elite warten lässt. Schaut euch das Buch an, ihr werdet nicht enttäuscht sein!