Rezension

Interessante und faszinierende Berichte aus dem Reich der Mitte

China, wie wir es sehen - Thomas Bauer, Erik Lorenz

China, wie wir es sehen
von Thomas Bauer Erik Lorenz

Bewertet mit 5 Sternen

China, das Land des Lächelns, das Reich der Mitte, chinesische Gastfreundschaft. Das sind nur einige Dinge, die mir spontan zu China einfallen. Doch was bedeutet chinesische Gastfreundschaft wirklich? In „China, wie wir es sehen“ haben die Herausgeber Erik Lorenz und Thomas Bauer 22 verschiedene Geschichten gesammelt, die von 21 verschiedenen Autoren verfasst wurden. Die Autoren sind Einheimische, Zugewanderte und Reisende. So erzählt ein Deutscher, der nach über 50 Jahren wieder seine chinesische Geburtsstadt besucht, wir erleben durch andere, was Massentourismus wirklich ist, wenn nämliche hunderte Millionen Menschen gleichzeitig in den Urlaub aufbrechen. Und wir bekommen viele verschiedene Einblicke, wie schnell China modern bleibt, doch was bleibt dabei auf der Strecke. Die Berichte zeigen das Land dabei, wie es ist, und sind dabei sehr ehrlich.

 

Das Buch ist in drei große Abschnitte unterteilt. Jeder Abschnitt wird dabei in der Printversion durch eine ansprechende ganzseitige Illustration eingeleitet, auf den weiteren Seiten befinden sich jeweils eine kleine Illustration in einer der Ecken, die mit jedem Abschnitt wechselt. Des Weiteren befindet sich gleich zu Beginn des Buches eine Karte von China, sodass man ungefähr nachvollziehen kann, wo man sich bei den Erzählungen befindet. Damit ist das Buch optisch sehr schön gestaltet, trotz der Tatsache, dass es sich nicht um einen Bildband handelt.

Im ersten Abschnitt „China spüren“ können wir acht aufregende Geschichten lesen, tatsächliche Lebensgeschichten, die mich teilweise sehr berührt haben. Am meisten hat mich hier die Erzählung von Jürgen Jungnickel, der in seine chinesische Geburtsstadt zurückkehrt, beeindruckt. Aber auch durch die anderen Autoren wird ein interessantes Bild gezeichnet.

Im zweiten Abschnitt „China entdecken“ nehmen uns die verschiedenen Autoren mit auf ihre Reisen durch China. Ich war doch ganz froh, den Massentourismus an dieser Stelle nur „erlesen“ zu haben, trotzdem sehr viele interessante Berichte.

In „China begreifen“ wird es teilweise sehr nachdenklich, wenn wir erfahren, wie ein Dorf verschwindet oder warum Direktor Ma ein schlechtes Gewissen hat, weil Tang Lei nie zu Schule ging. Viele Hintergründe werden beleuchtet und zeigen das Land von einer ganz anderen Seite.

Am Ende bekommt man einen Eindruck von China, oder eher sehr viele verschiedene Eindrücke. Sie zeigen das Reich der Mitte in einer Vielfältigkeit, die ich mir so nicht ausmalen hätte können und dennoch sind einige der Texte durchaus kritisch, regen zum Reflektieren an, was mich sehr begeistert hat.

Insgesamt gibt es hier Erzählungen von 21 verschiedenen Autoren, die sich durch ihre Erzählweise durchaus unterscheiden, auch in ihrer Länge variieren. Viele der Beiträge habe ich sehr genossen, manche waren überragend, nur zwei der insgesamt 22 Berichte haben mir nicht ganz so gut gefallen, aber das ist bei verschiedenen Erzählweisen sicher nicht zu vermeiden.

 

„China, wie wir es sehen“ ist eine gelungene Geschichtensammlung, die dem Leser Land und Leute auf besondere Art und Weise näherbringt. Wer sich für China interessiert, dem kann ich dieses Buch empfehlen, da es einen ganz anderen Einblick bietet und viele unerwartete Facetten des Landes zeigt.