Rezension

Interessanter Auftakt!

Die Überlebenden - Alexandra Bracken

Die Überlebenden
von Alexandra Bracken

Die Story: Ruby ist eine Überlebende, eines der Kinder, die vor Jahren einen Virus überstanden und in Folge dessen übernatürliche Fähigkeiten entwickelt haben. Festgehalten in einem Lager für sogenannte Psis, ergreift Ruby die erste Möglichkeit zu entkommen und trifft auf ihrer Flucht auf Gleichgesinnte. Doch wer kann ihr dabei helfen, ihre Kräfte endlich kontrollieren zu lernen?

Auf den Punkt gebracht: Eine ruhige Protagonistin, spannende Idee und eine Handlung, die manchmal etwas ziellos wirkt. Lesenswert, aber wahrscheinlich nicht jedermanns Sache.

In mehr Worten:

Als das Weißrauschen losging, waren wir gerade im Garten beim Unkrautjäten.

Dieses Buch ist Geschmackssache, denn ich sage es direkt: Wer sich auf non-stop Action und überraschende Wendungen einstellt, sollte lieber zu Brandon Sandersons Rächer-Reihe greifen.
Wer jedoch ruhigere Charaktere mag, die eine glaubwürdige Entwicklung durchmachen, ist hier genau richtig.

Ich-Erzählerin Ruby erfährt mit zehn, dass sie übernatürliche Fähigkeiten besitzt. Von nun an wird sie zusammen mit anderen „speziellen“ Kindern in einem Lager untergebracht. Nach dem jahrelangen Aufenthalt im Lager, hat sie die Hoffnung auf ein Entkommen schon fast aufgegeben, kann dann jedoch fliehen.
Zu Beginn passiert sehr viel in Rubys Kopf, ohne dass drastischere Taten folgen, denn sie hat gelernt, alles abzuwägen, bevor sie handelt. Mir persönlich hat das, und die Möglichkeit ihre Entwicklung hautnah mitzuerleben, sehr gut gefallen. Zugleich führt es allerdings auch dazu, dass die Handlung etwas langwieriger gerät, als es mit einem aktiveren Hauptcharakter der Fall wäre. Dieses Buch hat also ein paar mehr Seiten, als das durchschnittliche Jugendbuch.

Auf ihrer Flucht stößt Ruby zu drei anderen besonderen Kindern: Liam, Chubs und Zu.

Liam war viel, geheimnisvoll und unberechenbar jedoch gehörte nicht dazu. (S. 202)

Liam ist der Anführer der Gruppe und ein gutgläubiger Mensch, den man zwar schnell mögen kann, der im Vergleich zu den anderen durch seine Gutherzigkeit aber fast schon blass wirkt.
Besser gefällt mir eindeutig der miesepetrige Chubs, der sein Misstrauen deutlich zeigt, der eher langsam und bedächtig Freundschaften schließt, der aber auch clever und loyal ist.
Mein Liebling ist jedoch die kleine Suzume, genannt Zu, die während des gesamten Buches kein einziges Wort von sich gibt, durch ihre gezeigten Emotionen und ihre mutigen Taten allerdings umso lebendiger wirkt.

Alexandra Brackens Idee ist großartig und bietet eine solide Grundlage für eine spannende Handlung, die manchmal leider etwas ziellos wirkt, da die Charaktere erst nach und nach mehr über ihr eigentliches Ziel erfahren.
Allzu große Überraschungen gab es für mich handlungstechnisch auch nicht, sind einige Plottwists nach aufmerksamen Lesen durchaus zu erahnen. Trotzdem fällt es schwer, das Buch nach den ersten hundert, eher gemächlichen Seiten zur Seite zu legen und so kommt man auch auf knapp 600 Seiten(!) schnell voran.

Ich bin gespannt auf den Nachfolger Furchtlose Liebe, der nach diesem furiosen Ende das Potenzial hat, großartig zu werden.

Fazit:
Eine Idee, die Gänsehaut verursacht, Charaktere, die ans Herz wachsen und eine spannende, manchmal aber leider etwas langwierige Handlung, machen Die Überlebenden zu einem Buch, das einiges von seinem Potenzial ausschöpft, aber leider nicht alles. Mir hat es trotzdem gefallen.