Rezension

Interessanter Blick in die Seele der Männer

Die Herzen der Männer
von Nickolas Butler

Bewertet mit 5 Sternen

          Bereits die Leseprobe zu "Die Herzen der Männer" hatte mein eigenes Herz im Sturm erobert. Die kleine und zarte Seele Nelson war mir von Anfang an so sympathisch, als wäre er mein eigenes Kind das ich hier vor dem Bösen beschützen müsste. Und so erlitt ich mit Ihm zusammen das unschöne Schicksal in seiner Kindheit. Von den ersten Seiten an stand für mich fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste, so zog mich die Story in Ihren Bann.

NELSON, ein ganz besonderes Kind.
NELSON, der Hauptprotagonist dieser Geschichte der mich auf eine lehrreiche und interessante Reise durch sein Leben mitnimmt, sein Leben als Kind, Sohn, Kriegsveteran und vor allen Dingen als starker Pfadfinder(-leiter).
NELSON - der Junge mit dem Herz am rechten Fleck und mit purer Willensstärke ausgestattet.

"Die Herzen der Männer" ist in 4 Kapitel aufgeteilt, wobei Teil 1 - 3 den Großteil der Geschichte ausmachen. Die Kapitel spielen jeweils zu unterschiedlichen Zeiten: 1962 - 1996 sowie in der nahen Zukunft im Jahr 2019. Diese Jahre spiegeln nicht nur Nelsons Leben - sondern wie ich finde - auch allgemein die Veränderungen in der (amerikanischen?) Welt in diesem Zeitfenster wider.

Am wunderschönsten und intensivsten erlebte ich das Buch im Kapitel eins im Jahr 1962. Zu dieser Zeit ist Nelson ein einsamer und eher trauriger Junge, er leidet unter den Gewaltausbrüchen von seinem Vater und hat keine wahren Freunde. Aber was er besitzt ist ein Kämpferherz und er steht zu sich selbst. Diesen Sommer verbringt er zusammen mit seinem Vater im Pfadfinderlager. Von den anderen Pfadfindern ausgegrenzt hat er hier nur den Leiter des Pfadfinderlagers an seiner Seite. Durch ihn gestärkt setzt er sich gegen das grausame Mobbing und auch gegen die häusliche Gewalt zur Wehr.
Im Kapitel zwei findet ein Sprung in das Jahr 1996 statt. 34 Jahre später geht es primär eher um Nelsons damals einzigen "Freund" Jonathan und wie sich dessen Leben seit 1962 verändert hat. Über Nelson erfahren wir trotzdem sehr viel - ob in Rückblenden oder in den Gesprächen der anderen Protagonisten über Ihn. Er hat eine harte Zeit in der Armee hinter sich und kehrt verletzt und von schlimmen Kriegsbildern beeinflusst nach Hause zurück.
Kapitel drei und auch der kleine vierte Teil führen uns zurück oder eher gesagt in die Zukunft in das gleiche Pfadfinderlager wie viele Jahrzehnte zuvor. Nelson ist nun der Chef dort und man erlebt wahrhaftig, was sich in den letzten Jahren alles in der Welt verändert hat. Sexismus, Elektronik, Drogen spielen im Vergleich zu damals ein stärkere Rolle - was gleich geblieben ist scheint das Rollenbild innerhalb der Familie zu sein. Es sind auf eine wunderschöne Art und Weise Vergleiche aufgestellt und in die Geschichte eingewebt, die das Damals vom Heute bildlich deutlich unterscheiden.  

Auch wenn teilweise Längen im Text vorhanden sind so fliegt doch ein Großteil der Seiten einfach so dahin. Ich war gefesselt von der Geschichte und wissbegierig, was Nelsons Leben alles bereit hält. Es geht um so viel: Wie der Titel schon preis gibt um die Herzen der Männer, aber auch deren Seelen und die Kämpfe, die sie seit Menschengedenken zu tragen haben. Es geht um Gewalt, Gewaltverherrlichung, Emanzipation und noch viel mehr. Lasst Euch überraschen von diesem herrlichen Buch das mal laut - mal leise, mal kämpferisch und dann wieder ganz einfühlsam erscheinen mag. 5 Sterne von mir und einen herzlichen Dank an den Autor Nickolas Butler, der ein fabelhaftes Buch geschrieben hat.