Rezension

Interessanter Perspektivenwechsel

Grey - Fifty Shades of Grey von Christian selbst erzählt
von E L James

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Fifty Shades of Grey" ist eines dieser Bücher, das einfach polarisiert - entweder man hasst es oder man mag es, viel dazwischen scheint es nicht zu geben. Ich gehöre zur letzten Gruppe; den ersten Band der Reihe fand ich überraschend gut, zumindest den Teil, der tatsächlich aus Handlung und nicht aus Sexszenen bestand (ich muss aber sagen, dass ich den Film besser fand). Die beiden Folgebände waren immer noch okay, auch wenn gerade der dritte einige große Schwächen hatte.
Nun habe ich also noch "Grey" gelesen, den ersten Teil aus Christians Sicht. Und was soll ich sagen... ich fand auch dieses Buch gut.

Christians Perspektive fand ich ziemlich gelungen. Der Autorin ist es definitiv gelungen, seine Stimme anders als die Annas darzustellen, obwohl es ein paar Ähnlichkeiten gibt (Wiederholungen und recht blumige Beschreibungen des Geliebten). Seine Ausdrucksweise ist teilweise vulgär, aber das passt zu ihm und deshalb hatte ich nicht wirklich ein Problem damit.
Sehr interessant fand ich es, die Entwicklung der Beziehung der Protagonisten aus seiner Sicht zu sehen. Die Handlung ist logischerweise zu großen Teilen die gleiche wie in "Fifty Shades of Grey", aber es gibt ein paar neue Szenen, die einen guten Einblick in seinen Charakter verschaffen und ihm mehr Tiefe verleihen. Gerade die Rückblicke in seine Kindheit waren ziemlich beklemmend, obwohl ich sagen muss, dass ich hier gerne noch mehr erfahren hätte. Da die Autorin plant, auch Band 2 aus Christians Sicht zu schreiben, werden wir hoffentlich noch mehr Einblicke bekommen.
Gut gefallen hat mir auch, dass man als Leser sehen kann, wie Ana ihn ganz langsam beeinflusst und verändert. Aus ihrer Sicht kommt das nicht wirklich rüber, da sie bei vielen solchen Momenten auch gar nicht dabei ist, doch in "Grey" ist sehr schön dargestellt, wie er sich langsam in sie verliebt, ohne es zu bemerken.

Ebenfalls positiv zu erwähnen ist, dass es kein Äquivalent zu Annas nerviger 'innerer Göttin' gibt. Und sogar die Sexszenen fand ich aus seiner Sicht besser, auch wenn sie immer noch nichts weltbewegendes sind.

Insgesamt fand ich "Grey" ganz gut. Es war interessant zu sehen, was in Christian vorgegangen ist und mehr über seine Sicht auf die Beziehung zu erfahren. Das Buch ist kein literarisches Meisterwerk, aber wer die ersten drei Bände kennt, wird das auch gar nicht erwarten.