Rezension

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Interessanter Plot, enttäuschend umgesetzt

Gilde der Jäger 01. Engelskuss - Nalini Singh

Gilde der Jäger 01. Engelskuss
von Nalini Singh

Bewertet mit 3 Sternen

Die Welt wird von Erzengeln beherrscht. Elena gehört zur Gilde der Jäger, die abtrünnige Vampire jagt. Eines Tages erhält sie vom Erzengel Raphael den Auftrag, einen anderen Erzengel zu jagen, ablehnen ist nicht möglich und so muss Elena sehen, wie sie diesen mehr als lebensgefährlichen Auftag meistern kann.

Der Roman ist der Beginn einer Serie über die Gilde der Jäger. Mich hat diese wirklich sehr interessante Idee, die sich die Autorin hier hat einfallen lassen, sofort angesprochen. Ich finde Engel als Buchcharaktere sehr spannend, dazu gibt es hier eine neue Erklärung für die Entstehung von Vampiren und mit der Gilde der Jäger kommen Menschen ins Spiel, die besondere Fähigkeiten haben. Leider hat Nalini Singh mich mit der Umsetzung dieser Idee enttäuscht. Statt die Vorteile der Geschichte zu nutzen, verfängt sie sich darin, unbedingt eine Liebesgeschichte unterbringen zu müssen, statt einer spannenden Geschichte erzählt sie zu viel von einem sehr konstruiert wirkenden Liebesdrama.

Die Charaktere sind eher durchwachsen gestaltet. Elena ist mir zu stereotyp, sie ist die toughe aber einsame Frau, die sich dagegen sträubt, sich zu verlieben, dann aber mit Haut und Haaren verfällt. Sie agiert oft unüberlegt und ist recht zickig im Umgang mit anderen, speziell Männern und ganz besonders Raphael. Raphael wirkt zunächst recht düster und bedrohlich und hat noch einiges an Hintergrundgeschichte, das noch nicht erzählt wurde (was sich sicher in den weiteren Romanen nach und nach ändern wird). Dass er sich in Elena verliebt und für sie sogar Opfer bringt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Unter den weiteren Charakteren gibt es einige, die ich recht interessant finde, aber auch einige, die eher Klischees bedienen.

Die Liebesgeschichte nimmt für mich viel zu viel Platz ein, was leider immer wieder zu Langeweile führt, die genretypischen Sexszenen wirken auf mich deplatziert und überhaupt nicht erotisch, mir scheint, sie wurden nur eingefügt, weil es „eben sein muss“. Dass sich Engel und Jägerin ineinander verlieben, erscheint mir wenig authentisch und nicht zu den beiden Charakteren passend, die ganze Storyline daher sehr aufgesetzt. Das Ende hat mich dann fast zum Lachen gebracht, das war einfach zu viel. Da ich noch einen weiteren Band der Serie besitze, bin ich mal gespannt, wie die Geschichte nun weiter gesponnen wird.

Erzählt wird größtenteils aus Elenas Perspektive, hin und wieder auch einmal aus Raphaels, wobei ich vor allem dessen Passagen recht interessant finde. Außerdem gibt es noch Passagen aus Sicht des Antagonisten, die allerdings die Handlung nicht wesentlich weiterbringen, man kann sie eher vergleichen mit Passagen aus Thrillern, wenn aus Sicht des Täters geschrieben wird, vor allem, um dessen „kranke“ Denkweise und die Gefahr, die auch den Protagonisten durch ihm droht, zu verdeutlichen.

Insgesamt hat mich der Roman eher enttäuscht, vor allem, weil ich mir vom Plot sehr viel versprach. In meinen Augen muss es nicht in jeder Geschichte eine Liebesgeschichte geben, gerade, wenn man eine Serie andenkt, kann man diese sich erst entwickeln lassen. Wer gerne Liebesgeschichten in Fantasy-Gewand liest, kann aber einen Blick riskieren. Wegen der interessanten Idee und weil doch zumindest stellenweise durchschien, was für eine tolle Story es hätte werden können, vergebe ich wohlwollende 3 Sterne.