Rezension

Interessanter Serienauftakt

Die Gesichtslosen - Stephanie Fey

Die Gesichtslosen
von Stephanie Fey

Bewertet mit 4 Sternen

Carina Kyreleis ist eine angesehene Knochen- und Mumienexpertin, die sich auf die Rekonstruktion von Gesichtern spezialisiert hat. Sie kehrt aus Mexico zurück in ihre Heimat München, um dort eine Stelle im Institut für Rechtsmedizin anzutreten. Kaum angekommen, stellt sie fest, dass ihr Familienleben aus der Fremde betrachtet, erstrebenswerter und harmonischer gewirkt hat. Denn ihr Vater, Kriminalhauptkommissar bei der Münchner Mordkommission, möchte am liebsten über jeden ihrer Schritte informiert sein und mischt sich, ungeachtet der Tatsache, dass sie längst erwachsen ist, gerne in ihr Leben ein. Auch bei Schwester Wanda und Mutter Silvia läuft momentan nicht alles nach Plan, sodass Carina der Start am neuen Arbeitsplatz nicht gerade leicht gemacht wird. Dabei wird sie schon bald mit ihrem ersten Fall betraut, denn ein Killer zieht seinen weiblichen Opfern die Gesichtshaut ab....

Meine Meinung

Stephanie Fey gelingt es mühelos bereits auf den ersten Seiten das Interesse an ihrer Erzählung zu wecken. Sie nutzt dazu verschiedene Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Dadurch fiebert man von Anfang an mit und versucht Verbindungen herzustellen.

Man lernt die Hauptprotagonistin Carina Kyreleis kennen und bekommt einen Einblick in ihr Berufsleben. Sie wirkt sehr sympathisch und durch ihre berufliche Spezialisierung, im Bereich der Rekonstruktion von Gesichtern, hebt sie sich aus der Masse der ermittelnden Rechtsmediziner im Krimi- und Thrillerbereich hervor. Trotz ihrer Qualifikation wirkt Carina keinesfalls überheblich, sondern angenehm und sehr bemüht, sich und ihre Fähigkeiten am neuen Arbeitsplatz einzubringen. Ihr privater Hintergrund nimmt ebenfalls einen großen Teil der Handlung ein. Man bekommt einen Einblick in ihre teilweise recht chaotische Familie. Die Mitglieder werden facettenreich und lebendig beschrieben. Sie haben natürlich ihre Stärken, doch auch mit ihren Fehlern und Schwächen wird man konfrontiert.

Ein weiterer Handlungsstrang führt in die Vergangenheit. Im Zentrum steht die erfolgreiche Sekretärin Rosa, die einen verantwortungsvollen Posten im Bayerischen Innenministerium hat und diesen, aus Liebe zu einem Mann, für Spionagezwecke ausnutzt. Obwohl dieser Teil der Handlung auf den ersten Blick nicht mit dem aktuellen Geschehen in Verbindung gebracht werden kann, ist auch diese Perspektive interessant und bietet viel Raum für eigene Spekulationen. Nach und nach verbinden sich die losen Handlungsfäden zu einem schlüssigen Gesamtbild.

Die Autorin nutzt eine weitere Perspektive, in der man dem Killer, der seinen Opfern die Gesichtshaut abzieht, über die Schulter schauen kann. Hier geht es allerdings nicht allzu blutig zu. Es gelingt Stephanie Fey dennoch eine dunkle und angespannte Atmosphäre zu erzeugen und diese glaubwürdig zu vermitteln. Obwohl die Hochspannung, die einen Thriller ausmacht, leider etwas zu kurz kommt, ist das Gesamtpaket überzeugend. Denn die Handlung ist abwechslungsreich und durchgehend interessant. Der Schreibstil ist außerdem sehr flüssig, sodass man förmlich über die Seiten fliegt und gespannt nach Verbindungen sucht. Obwohl man den Täter recht früh in Verdacht hat, bleibt es spannend, da man unbedingt mehr über die Zusammenhänge erfahren möchte.

Mir hat das Thriller-Debüt von Stephanie Fey sehr gut gefallen, da mich die lebendigen Charaktere, die durchgehend interessante Handlung und die abwechslungsreichen Nebenhandlungen überzeugen konnten. Ich vergebe deshalb eine begeisterte vier Sterne Bewertung. Das eine Sternchen ziehe ich ab, da mir die Hochspannung, die für mich einen Thriller ausmacht, etwas zu kurz kam. Außerdem hätte ich mir noch etwas ausführlichere Einblicke in Carinas Berufsleben gewünscht. Doch dafür wird es sicher in der Fortsetzung der Reihe noch genug Möglichkeiten geben. Ich freue mich bereits jetzt auf ein Wiedersehen mit der sympathischen Rechtsmedizinerin und ihrer teilweise recht chaotischen Familie und werde sicher auch zu den Folgebänden greifen.