Rezension

interpretation auf japanisch

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki - Haruki Murakami

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
von Haruki Murakami

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Geschichte beginnt mit einem Handlungsstrang, der im Laufe des Buches verschiedene Zeitebenen einnimmt. Dies wird durch weitere Erzählungen von Nebendarstellern, die außerhalb des eigentlichen Strangs liegen, ergänzt. Fünf Freunde, von denen vier Farben in ihren Namen tragen, bilden eine Clique, die irgendwann zerreißt. Der Protagonist, Herr Tazaki, der keine Farbe in seinem Namen trägt, wird der von der Gruppe Verstoßene und begibt sich 16 Jahre später auf eine Aufklärungsmission da ihm die Gründe für sein Ausschluss unbekannt waren und dieser ihn sehr schwer getroffen hatte und het. 

Persönlich mag ich die vielfältigen Denkanstöße von Murakami sehr. Ohne für mich den Anspruch zu erheben, seine Werke wirklich deuten zu können, schaffen sie eine Sensibilität für den eigenen Blick aufs Ganze. Oft stellt man sich die Frage: "was meint er denn nun wirklich so wie er es sagt und schreibt, der gute Haruki". Man taumelt in dem Buch von Bild zu Realität und wieder zurück und weiß am Schluss nicht, wo die eigentliche Wahrheit des Autors liegt. Die Pilgereise ist unglaublich vollgepackt mit Weisheit, Themen und Berührungspunkten. Jeder Deutschlehrer hätte einen Spaß an den vielfältigen Interpretationen die sowohl das Thema Homosexualität wie aber auch die depressive Selbstfindung haben könnten. Selbst kleinste Begebenheiten verführen zur Deutung. 

Murakami sollte man immer mindestens zweimal lesen. Das erste mal um seine Beschreibungen, seine atmosphärische Dichte, das Gefühl für seine Welt und die vordergründige Geschichte kennen zu lernen. Das zweite Mal dann, um die ganzen Interpretationsmöglichkeiten, Weisheiten und irdische zusammenhänge zu greifen. Und dann am besten noch ein drittes mal um all das zu entdecken, was einem bei den ersten beiden Durchgängen verborgen blieb. Und so hält es sich auch mit Herrn Tazaki.

Das Ende des Buches ist schwer zu verdauen und wird bereits im Titel beschrieben - you get what you pay. 

Etwas ironisch sei angemerkt, das natürlich auch in diesem Werk des Autors wieder eine Miso-Suppe zu finden ist. Nichtdestotrotz: 4,5*

Kommentare

Naibenak schrieb am 13. März 2014 um 10:08

Tolle Rezi! Buch ist schon in meinem Wunschregal ;)

peterde kommentierte am 13. März 2014 um 10:49

dankeschön :)