Rezension

Intrigen ohne Ende

Die Verschwörung von Shanghai - Xiao Bai

Die Verschwörung von Shanghai
von Xiao Bai

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist eine dreckige Welt, die der Autor Xiao Bai in seinem im Inselverlag erschienene Roman "Die Verschwörung von Shanghai" beschreibt. Das dreckig bezieht sich nur vordergründig auf die beschriebenen sanitären Verhältnisse, viel mehr auf die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse. Im spätkolonialen Shanghai tummeln sich kapitalistische Glücksritter, emigrierte Russen, korrupte Polizisten, traditionelle Gangs und Revolutionäre. Mitten drin: der Fotograf Hsueh Weiss, Sohn eines Franzosen und einer Chinesin. Eher zufällig begegnet er an Deck eines heimkehrenden Schiffes eine verzweifelt wirkende Frau, die später eine zentrale Rolle bei einem Attentat auf einen Führer der Kuomintang eine Rolle spielt und deshalb gesucht wird. Ob aus Ritterlichkeit oder Leidenschaft an gefährlichen Spielen, Hsueh nimmt sich ihrer an und gerät damit in ein Intrigengeflecht, in dem jeder sein ganz eigenes Ziel verfolgt und die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen.

Die Darstellung dieser schäbigen Welt ist dem Autor durchaus gelungen, wobei er es seinem Leser nicht einfach macht, da sich keine der vorgestellten Figuren als Sympathieträger anbietet, irgendwie hintergeht jeder jeden. Zarte Ansätze von menschlichen Regungen bleiben dabei auf der Strecke.

Warum "nur" vier Sterne? Ich habe nach der Lektüre zwei Kritikpunkte, zum einen ist für meinen Geschmack das Ende ein wenig zu melodramatisch, zum anderen lässt der Autor den Leser mit einigen unbeantworteten Fragen, was die Rolle einzelner handelnder Personen betrifft, zurück.