Rezension

Irische Zwistigkeiten im 10. Jahrhundert

Brombeerblut - Cornelia Briend

Brombeerblut
von Cornelia Briend

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Irland, 982: Die sechzehnjährige Ceara, Tochter König Brendans, dem Anführer der Ifernan, ist fern der Heimat aufgewachsen, da ihr Vater sie nicht als seine Tochter anerkannt hat. Doch nun liegt es in seinem Interesse, eine heiratsfähige Tochter zu haben, und so wird sie nach Irland zurückgeholt.
Ceara ist sich darüber bewusst, dass sie zum Wohle ihres Volkes heiraten soll, denn die Ifernan liegen im Krieg mit den Corco Mruad, und ein starker Bündnispartner ist in solch einer Situation wünschenswert.
Doch schon bald nach der Verlobung zeigt sich, dass ihr Verlobter Olcán nicht der ist, der er zu sein vorgibt, und auch sonst ist vieles anders, als es scheint…

Meine Meinung
Romane, die in Irland spielen, üben auf mich eine magische Anziehungskraft aus. Und so konnte ich auch an diesem Buch nicht vorbeigehen, obwohl meine Erwartungen eher gering waren.
Ich hatte damit gerechnet, hier einen eher leichten Roman vor historischer Kulisse vorzufinden, in dem es auch an Romantik nicht mangelt und der mit einem typischen Happy End abschließt. Ich hätte mich kaum mehr irren können.
Romantisch wird es durchaus, doch die irische Geschichte verkommt keinesfalls nur zur Kulisse.
Die Liebesgeschichte ist zwar fast von Beginn an präsent, doch wird sie immer wieder durch den Konflikt zwischen den verschiedenen Parteien in den Hintergrund gedrängt.
Tatsächlich sind zumindest einige der Charaktere historisch belegt, auch wenn nach über tausend Jahren nicht allzu viel über sie bekannt ist. Die Ereignisse in Irland, der immerwährende Konflikt zwischen den einzelnen Königen und Clans, tragen viel zur Handlung bei. Besonders viel Wert wird auf die Darstellung der irischen Rechtsprechung gelegt, die nicht nur ein Mal erwähnt wird. Da Ceara einen Großteil ihres Lebens fern der Heimat verbracht hat, ist sie mit den Gepflogenheiten nicht vertraut und wird zusammen mit dem Leser darüber aufgeklärt.
Auch ohne einen kleinen Blick auf irische Mythologie kommt dieser Roman nicht aus. So kommt es mehrfach zu einer unheimlichen Begegnung mit einer merkwürdigen Frau…
Die Charaktere sind ein wenig stereotyp geraten. Olcán ist hier der Böse, andere Charaktereigenschaften scheint er nicht zu besitzen. Ceara dagegen ist bescheiden, obwohl sie natürlich wunderhübsch ist, will niemandem im Weg stehen, zusätzlich ist sie noch eine begnadete Künstlerin. Und Finn, der Heiler der Corco Mruad, ist nicht nur ein sehr gebildeter Mann, sondern kann auch noch gut mit dem Schwert umgehen, ist liebevoll und nachsichtig.
An vielen Stellen ist die Handlung recht knapp beschrieben, wichtige Ereignisse folgen fast pausenlos aufeinander. An manchen Stellen muss man auch genau lesen, um Zusammenhänge nachvollziehen zu können.
Mit gerade einmal 280 Ebook-Seiten, was etwa 350 Taschenbuchseiten entspricht, ist dieser Roman nicht gerade umfangreich. Vielleicht hätten ein paar mehr Seiten dem Roman ganz gut getan, um mehr Platz für die Charakterentwicklung und für das Fortschreiten der Handlung zu bieten. Verdient hätte er es. Allerdings wurde schon eine indirekte Fortsetzung angekündigt, die hoffentlich einige offene Fragen beantwortet.
Trotz der Kritikpunkte hat mir der Roman gut gefallen, und besonders der Epilog, der wohl stark polarisiert, hat mich überrascht. Das hätte ich jetzt so nicht erwartet.
Um das Lesen der irischen Namen zu erleichtern, hat die Autorin die Schreibweise der meisten Namen vereinfacht und die Burgen mit deutschen Namen versehen. In einem Personen- und Ortsregister kann man auch Erklärungen zur Aussprache der nicht vereinfachten Namen finden. Im Anhang dagegen kann man die Originalschreibweisen nachlesen, auch finden sich dort weitere Erklärungen zu wichtigen irischen begriffen.

Fazit
Gerne hätte der Roman ausführlicher sein dürfen, doch auch so stellt er eine gute Mischung aus Romantik und Einblick in die irische Geschichte und Rechtsprechung dar. Auch wenn kein Vorwissen benötigt wird, sollte man sich zumindest ein wenig für Letztere interessieren, um den Roman richtig genießen zu können.