Rezension

Ironisch, tragisch und bunt

Buddenbrooks. Sonderausgabe - Thomas Mann

Buddenbrooks. Sonderausgabe
von Thomas Mann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Thomas Manns erster Roman war für mich eine Art Aufgabe. Habe ich es mir vor Jahren bereits einmal vorgenommen, konnte ich doch erst jetzt die Muße finden, mit dem Roman zu beginnen. Und tatsächlich zog mich die Erzählung innerhalb weniger Kapitel in ihren Bann.

 

Wir begleiten vier – oder sogar fünf – Generationen Buddenbrooks auf ihrem wechselhaften Weg. Wie der Untertitel verrät, führt der Weg aber unausweichlich in den Untergang der Lübecker Kaufmannsfamilie. Letztendlich mangelt es ihr an Lebenskraft und Erneuerungsgeist.

 

Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Generation, die ihre Kindheit in Reichtum und mit großen Ambitionen verlebt hat. Thomas, Erbe der Firma, Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, Tony, seine Schwester, deren Aufgabe es ist, sich gut zu verheiraten, und Christian, ein fröhlicher Taugenichts, der versucht seinen Weg zu finden. Alle drei sind in gewisser Weise allein, Leben mit verpassten Chancen und kämpfen mit den Zwängen ihrer Erziehung, bewusst oder unbewusst.

 

Das große Talent Manns äußert sich vor allem in der feinen, im Laufe des Romans aber immer deutlicheren, Zeichnung der Figuren. Sein ironischer Stil regt zum Schmunzeln an und ich hatte Figuren und Kulisse des Romans immer vor Augen. Die Atmosphäre ist dicht, bedrängend und schließlich kaum mehr ertragbar. Tatsächlich waren die letzten Abschnitte so sehr vom drohenden Unheil überschattet, dass es mich schwer fiel, weiter zu lesen. Ist es nicht Sinnlos? Anwidernder Voyeurismus? Aber ich denke, das gerade diese Bedrängung, dieses scheinbar Unausweichliche, die Kraft des Romans ausmachen. Denn als Leser fragt man sich: Was wäre wenn...?

 

Fazit: Die Buddenbrooks ist ein kraftvoller, fein beobachtender Roman, der bleibenden Eindruck hinterlässt. Es stimmt wohl, wenn man sagt, dass Mann ein spät geborener Vertreter des poetischen Realismus war. Bildsprache und Stimmung erzählen neben der Handlung noch ihre ganz eigene Geschichte.