Rezension

Irreführender Titel, kurzweiliger Schreibstil

Wie viele Männer braucht das Glück - Perry Payne

Wie viele Männer braucht das Glück
von Perry Payne

Bewertet mit 3.5 Sternen

Überraschende Story, die im Verlauf mehr und mehr an Tiefe gewinnt.

Perry Payne, der von sich selbst behauptet "Denn nun weiß ich, wie Frauen ticken, kenne ihre gebündelten Geheimnisse und den Code ihrer Sprache und Mimik bis hin zu ihren (durchschnittlichen) Sehnsüchten und Wünschen." liefert mit 'Wie viele Männer braucht das Glück' einen (durchschnittlichen) Frauenroman, mit gerade genug Erotik, um als Erwachsenenliteratur durchzugehen und lässt dabei seine beiden Protagonistinnen alles durchspielen, was die Männerwelt so zu bieten hat. Wie nah das der Durchschnittsfrau tatsächlich kommt, könnte man in Frage stellen, sei im Folgenden aber mal ohne Belang.

Sina lebt seit der Trennung von ihrem Mann bei ihrer Freundin Josy, die, als Sinas Scheidung durch ist, diese dazu überredet, einen Monat lang insgesamt 20 Dates zu haben, um herauszufinden, was wirklich ihr 'Typ' ist. Sina datet sich so im nahegelegenen, historischen Café durch alles, was die Datingagentur zu bieten hat, während Josy großes Interesse an ihren 'Erfolgen' hat, selbst aber privat und beruflich ins Schwanken gerät. 

Während des Romans stellt sich immer klarer heraus: Josy hat psychische Probleme, denn sie muss sich einer Therapie zur Einschätzung ihrer Zurechnungsfähigkeit unterziehen. Mit Sina, ihrer besten Freundin, will sie darüber jedoch nicht reden. Dafür gelingt es ihr aber andererseits, ihrem Psychiater die ein oder andere persönliche Information zu entlocken. 

Was Inhaltsangabe und auch Titel des Buches verheißen, liefert dieses nicht: es handelt sich nicht um einen leichten, prickelnden (sprich 'sexy') Frauenroman, in dem es um die ewigen Probleme beim Finden der besseren Hälfte geht. Das ist wohl der Ausgangspunkt, doch am Ende hat sich das Buch davon sehr weit entfernt, was eine positive Überraschung war. Sex spielt eine kleine Rolle, gerade deutlich genug, um festzustellen, dass dies eher ein Roman für erwachsene Frauen ist, nimmt aber nur wenig Raum ein. Als der Leser merkt, dass etwas mit Josy nicht stimmt, beginnt vielmehr die Spurensuche nach möglichen Erklärungen für ihr Verhalten und dessen Auflösung ist schließlich das, was dem Roman seine Tiefe verleiht und den Leser bewegt und gerührt zurück lässt. Zum Ende hin überspannt der Autor den Kitschbogen jedoch leicht und macht so (in meinen Augen) einen rundum gelungenen und soweit sogar schlüssigen Roman schwächer als er eigentlich ist. 

Perry Panes Recherchen zur Gefühlswelt der Frau haben sich durchaus bezahlt gemacht. Auch wenn er durch die Wahl der allwissenden Erzählerperspektive nie wirklich in die Verlegenheit kommt, weibliche Gedankengänge darlegen zu müssen, sind seine Frauentypen glaubhaft, wenn auch sehr ähnlich, was in diesem Aspekt eine gewissen Eindimensionalität des Romans zur Folge hat. Unterschiedlichere Typen hätten die Story vielleicht etwas dynamischer gestaltet. 
Wer sich darauf einlässt, dass er mit 'Wie viele Männer braucht das Glück' viel mehr bekommt als nur eine Flirtgeschichte und über den ein oder anderen Rechtschreibfehler hinwegsehen kann, erhält mit diesem Buch eine unvorhersehbare, unterhaltsame Geschichte.