Rezension

Ist den Hype nicht wert

Eine Handvoll Worte - Jojo Moyes

Eine Handvoll Worte
von Jojo Moyes

Cover:
Ich finde die Cover von den Jojo Moyes-Büchern wirklich sehr schön und stilvoll. Sie sind schlicht und doch ansprechend.

Meinung:
Ehrlich gesagt bin ich wirklich erschrocken darüber, wie schlecht ich das Buch fand, nachdem die halbe Welt in den höchsten Tönen davon schwärmte. Diese Erwartungen wurden bei mir nicht einmal ansatzweise erfüllt.
Ellie findet im Rahmen ihrer Recherche für einen Artikel alte Liebesbriefe. Da sie interessiert ist, herauszufinden, von wem sie stammen und was aus den Liebenden geworden ist, vergräbt sie sich mehr und mehr in die Geschichte. Gleichzeitig springt die Handlung in das London der 1960er Jahre, wo wir Anthony und Jennifer kennenlernen, die ein starkes Band verbindet…
Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Das Buch war so wirr, so lieblos und so unsympathisch, dass mir beinahe schon die Worte fehlen.
Mein größtes Problem war der Stil der Zeitsprünge. Die Sprünge sind so fließend, dass man sie meist erst fünf Seiten später bemerkt und bis dahin sehr verwirrt ist, weil Dinge passieren, die nicht zum Abschnitt vorher passten. Erst sind wir im Hier und Jetzt bei Ellie, dann springen wir ins Jahr 1960, dort gibt es auch nochmal zwei Zeiten, die in der Jennifer glücklich mit ihrem Liebhaber Anthony ist und die, wo sich alles ins Gegenteil verkehrt hat und sie mit den Folgen eines schweren Autounfalls kämpfen muss. Entweder bin ich für so solche fließenden Übergänge nicht gemacht, oder Jojo Moyes hat es nicht ganz klar gemacht, wann welche Zeit stattfand. Meist waren die Sprünge nur durch einen Absatz gekennzeichnet, was für mich im Lesefluss zu wenig ist.
Desweiteren tauchen plötzlich in dem ganzen Wirrwarr Personen von wichtiger Tragweite auf, die vorher noch nie erwähnt wurden, aber auf einmal eine ganz besondere Rolle spielen. Alle kennen die Figuren, nur der Leser kann sie nicht einordnen, was für zusätzliche Verwirrung sorgte.
Dazu kommt der wiederholende und sehr platte Schreibstil. Ich weiß nicht, wie oft dieser schicksalstragende Brief abgedruckt wurde, aber beim dritten Mal begann es mich zu nerven. So geht es mit vielen Passagen, die die 500 Seiten füllen. Sie sind wiederholend, in die Länge gezogen und erklären Dinge bis ins kleinste Detail, wo es nicht nötig ist. Dadurch wird man automatisch immer aus der Handlung geworfen, wodurch ich auf keiner Seite das Gefühl hatte, wirklich angekommen zu sein.
Auch die Handlung ist, genau wie der Schreibstil, unnötig in die Länge gezogen. Ich könnte den Inhalt mit weniger als fünf Sätzen zusammenfassen und das ist für einen 500-seitigen Roman ist traurig. Ich habe mich teilweise wirklich gelangweilt und hätte gern einige Seiten übersprungen, aber dann hätte ich bei der verwirrenden Chronologie nie wieder rein gefunden, fürchte ich.
Keine einzige der Personen konnte mich von sich überzeugen. Für einen emotionalen Liebesroman etwas schwach. Jennifer ist für mich eine willenlose Marionette, die sich zwar langsam ihren eigenen Weg erkämpft und auf schmerzvolle Art lernen muss, wie sie die Fäden durchschneiden kann, aber sie ist eine leblose Hülle, der ich keine Sympathie entgegenbringen konnte. So auch Anthony, der sich wie ein Gentleman aus dem Buch verhält – zu perfekt. Ellie und ihre Tiraden mit ihren Problemchen gingen mir zunehmend auf die Nerven, weil sie nicht in der Lage war, wenigstens mal über Alternativen nachzudenken. Sie rennt lieber ihrem verheirateten Liebhaber hinterher, als sich Gedanken darüber zu machen, dass deswegen alles auf dem Spiel steht, so auch ihr Job.
An sich fand ich die Idee mit den Briefen und das Aufrollen der Geschichte wirklich gut. Auch die vielen atmosphärischen Beschreibungen des damaligen Londons haben mir gefallen. Ich konnte mir die Gesellschaftsfeiern wirklich sehr gut vorstellen und das fand ich gut. Auch schön war, dass zu Beginn von jedem Kapitels kurze Briefe abgedruckt waren, die von problematischen Beziehungen zeugten, das hat dem Ganzen noch mehr Glaubwürdigkeit verliehen. Das war aber leider auch schon alles, was mir gut gefallen hat.

Fazit:
Ich verstehe den Hype um dieses Buch nicht. Die Figuren sind lieblos, emotionslos und wirken wie leere Hüllen, die keinerlei Sympathien hervorrufen. Der Schreibstil ist wiederholend und in die Länge gezogen, genau wie die Handlung an sich. Trotz allem ist die Idee wirklich gut und die atmosphärischen Beschreibungen des damaligen Londons wirken definitiv mit tollen Bildern nach. Hätte das Buch nur aus den Briefen bestanden, hätte es mir deutlich besser gefallen, als mit der ellenlangen Handlung drum rum.