Rezension

Ist Dünn sein wirklich alles?

Epidemie - Åsa Ericsdotter

Epidemie
von Åsa Ericsdotter

In Schweden wird die Bevölkerung immer dicker. Laut Ministerpräsident Johan Svärd, ist die Fettepidemie eine tickende Zeitbombe. Seine Gesundheitspartei übernimmt die Macht. Vor den neuen Wahlen in einem halben Jahr muss was geschehen. Ihr politisches Programm: Die Fettsucht bekämpfen. Als letztes Mittel im Kampf gegen das Fett beschließt Svärd, alle Übergewichtige müssen in sogenannte „Fat Camps“. Doch was geschieht dort wirklich? Als Helena, die Freundin vom jungen Forscher Landon zuhause quasi abgeführt wird und spurlos verschwindet, macht er sich auf die Suche nach diesen Fat Camps und deckt erschütternde Wahrheiten auf.

In rasantem Tempo erzählt die Autorin in ihrem Debüt, wie schnell Menschen durch Propaganda und Diskriminierung verängstigt werden und blind den Obrigkeiten folgen. In kleinen Schritten bahnt sich die Regierung ihren Weg. Erst wirken sie ganz harmlos, keiner findet es schlimm und dann verschärft sich die Situation so sehr, dass keiner mehr zurückkann. Automatisch muss man während des Lesens an die Verfolgungen und Deportationen während des Dritten Reiches denken und welche Gräueltaten da vollbracht wurden. Hier wird so ein Szenario anhand eines sehr aktuellen Themas aufgegriffen, nämlich dem extremen Gesundheits- und Schlankheitswahn. Realistisch bringt die Autorin die Gefahren beider Seiten rüber, sowohl das Extrem zu Dick zu sein, als auch das Extrem alles dafür zu tun, dünn zu werden.

Die Autorin will nach eigener Angabe mit diesem Buch viele erreichen, so viele wie möglich. Sie möchte etwas verändern. Es ist eine Art politischer Protest. Genau dies hat sie meiner Meinung erreicht. In kurzen Kapiteln schildert sie sehr anschaulich den politischen Wahn eines Ministerpräsidenten. Ich fand das Szenario gar nicht so abwegig. Das Buch bleibt auf jeden Fall in meiner Erinnerung, denn es ist brutal ehrlich, schockierend und aufrüttelnd. Oft musste ich fassungslos innehalten und mit dem Kopf schütteln, weil alles so realitätsnah wirkte. Definitiv ist dieses Buch keine leichte Kost, aber es ist sehr spannend, hat mich nachdenklich gestimmt und hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Hoffentlich kann man von der Autorin in Zukunft noch mehr lesen!