Rezension

Ja? Nein? Vielleicht?

Liebe wird überschätzt
von Valeria Parrella

Italien ist eigentlich eher als Schauplatz tragischer Liebesgeschichten, wie Romeo und Julia, bekannt. Petrarca hat hier seine berühmten Sonette an Laura geschrieben.
Nun kommt aber von einer italienischen Schriftstellerin eine Sammlung von Erzählungen mit dem Titel „Liebe wird überschätzt“. Ist Liebe doch nicht so bedeutend?

In acht Erzählungen beschäftigt sich Valeria Parrella mit der Liebe und zwischenmenschlichen Beziehungen. Dabei lenkt sie den Blick mal auf die romantische Liebe, auf die platonische und auf die Liebe zwischen Kindern und Eltern. So unterschiedlich wie die Liebe sind auch die Menschen, denen der Leser in den Kurzgeschichten begegnet, was den Erzählungen Lebensnähe gibt und sie abwechslungsreich macht.

Die Kategorie Erzählungen scheint sehr bewusst gewählt. Der Begriff Kurzgeschichten würde Valeria Parrellas Erzählstil auch bei weitem nicht gerecht. Zwar sind alle charakteristischen Merkmale vorhanden, doch gehen Parrellas Erzählungen über die Merkmale einer Kurzgeschichte hinaus. Ihre manchmal an Hemingway erinnernde Erzählweise würde mit dem Begriff Kurzgeschichten unweigerlich zu einem Vergleich führen, der Parrellas Erzählungen ihre Eigenständigkeit und ihr Alleinstellungsmerkmal nehmen würde.

Auch wenn die Sammlung nur knapp 144 Seiten umfasst und die kürzeste Erzählung gerade einmal zwei Seiten lang ist, stimmen die Texte oft nachdenklich und begleiten den Leser noch über das Lesen hinaus.