Rezension

Jäger und Gejagte

Schlüssel 17
von Marc Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Eine erhabene silberfarbene Beschriftung auf schwarzem Grund, sowie die sehr edle, bläulich metallische Feder im Hintergrund bilden den passenden Rahmen für diesen spannenden und mitreißenden Thriller.

Nachdem die prominente Dompfarrerin Dr. Brigitte Riss grausam ermordet, unter der Domkuppel gekreuzigt hängend und mit einem Schlüssel, der die Nummer 17 trägt, um den Hals inszeniert worden ist, entstehen für den ersten Ermittler am Tatort, Tom Babylon, zwei Fälle, die er lösen muss: der Mord und das mysteriöse Verschwinden seiner jüngeren Schwester Viola, das mit dem Schlüssel in Verbindung steht und schon so lange zurückliegt.

Neben der eigentlichen Handlung gibt Marc Raabe auch gesellschaftlichen Problemen Raum, zum Beispiel unserem Wollen nach mehr, mehr Information, mehr Karriere, mehr Macht. So ist die Presse teilweise schneller aussagefähig als die Polizei. Die Politik gerät in Bedrängnis und setzt dann ihrerseits auch die Ermittler unter Druck. Schnell wird dann die Terror- oder Rechte-Gewalt-Karte aus dem Ärmel gezogen. Zum Teil überfordert dieses Höher, Schneller, Weiter unserer Zeit die Hauptfiguren Jo Morten, leitender Ermittler, Sita Johanns, Psychologin, und natürlich Tom Babylon, Ermittler und Betroffener. Alle drei tragen Lasten aus ihrer Vergangenheit mit sich herum. Auch das lässt sie taktieren und Dinge tun, die wir nicht als normal oder logisch werten würden. Teilweise bringen sie sich selbst sogar in Gefahr. Am Ende entstehen sympathische Charaktere mit Ecken und Kanten, die noch viel Potential für die Fortsetzung der angekündigten Serie bieten.

Rein technisch betrachtet ist der Thriller in drei Teile gegliedert, die von Prolog und Epilog umschlossen sind. Die kurzen Kapitel, deren einleitenden Orts-, Datums- und Uhrzeitangaben Orientierung geben, verleiten immer wieder zum Weiterlesen. Dabei wird die in Toms Jugend liegende Vergangenheit in kursiver Schrift präsentiert, was zusätzlich zum Verständnis beiträgt.

Über mehrere Handlungsstränge entsteht eine Geschichte, die ihre Geheimnisse nur langsam preisgibt. Man will einfach immer nur noch weiterlesen, damit sich endlich das Gesamtbild ergibt. Im letzten Teil kommt es zu einer unerwarteten Wendung, die den Leser nötigt, seine Gedanken neu zu sortieren und damit die Spannung noch weiter anhebt.

Alles in Allem schenkt uns Marc Raabe einen gelungenen Thriller, den ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Ich warte nun auf eine Fortsetzung, die die ein oder andere offen gelassene Flanke schließt.