Rezension

Jagd nach der Gottesformel

Das Einstein Enigma - J. R. Dos Santos

Das Einstein Enigma
von J. R. Dos Santos

Kein Spionagethriller, keine schlüssige Romanhandlung, aber für wissenschaftlich interessierte Laien durchaus interessant

Man erfährt viel in diesem Roman. Astrophysik, Quantenmechanik, Thermodynamik, Gravitationstheorie und einiges mehr. Die Grundlagen dieser Fachgebiete werden anhand einiger sehr anschaulicher Beispiele erklärt. Auch über Buddhismus, Hinduismus und Taoismus wird einiges gesagt. Das ist durchaus interessant für Leser, die etwas darüber erfahren möchten. Die Darstellungen und Erläuterungen zu diesen Themen sind sehr umfangreich. Die eigentliche Handlung um den Protagonisten Tomas gerät eher zur Nebensache. In der Beschreibung klingt das zunächst spannend: die Jagd nach der Gottesformel von Einstein, internationale Verwicklungen, der Iran, die CIA, Doppelagent usw. Aber ein Spionagethriller ist das nicht. Interessant wird das Buch durch die oben angesprochenen Themen und die Erläuterungen dazu. Die Rahmenhandlung ist dürftig. Der Protagonist wirkt auf mich ziemlich naiv. Als studierter Historiker und Kryptanalyst sollte er eigentlich wissen, wie die politischen Verhältnisse damals im Iran waren. Er aber lässt sich ganz blauäugig auf ein Abenteuer ein, das von vornherein recht merkwürdig anmutet. Und wofür? Er. bekommt im Iran nicht mehr zu sehen, als er bereits in Kairo auf.der Kopie von Ariana gesehen hat. Wenn ihn das wirklich interessiert hätte, dann hätte er bereits in Kairo oder in Portugal mit der Analyse beginnen können. Die Reise in den Iran war völlig überflüssig. Und überhaupt: Bei der Entschlüsselung hätte ich zuerst die einfachen Systeme untersucht. Mir ist das Anagramm sofort aufgefallen, danach sucht man doch zuerst. Und ich bin kein Kryptanalyst. Tomas tut sich schwer, und das alles mit seinen Gefühlen für Ariana zu entschuldigen, ist etwas weit hergeholt. Nein, die Handlung der beteiligten Personen hätte der Autor sehr viel spannender gestalten müssen, aber darum ging es ihm offensichtlich nicht. Er wollte die Fachthemen herausheben, Einsteins Genialität noch einmal unterstreichen(als ob das nötig gewesen wäre) und ein wenig über fernöstliche Weisheiten erzählen. Das hat er auch ganz gut hinbekommen, und nur dafür gibt es eine gerade noch positive Bewertung. Den hoffnungslos naiven Protagonisten hätte er sich schenken können.