Rezension

Jeder hat ein Geheimnis...

Das Küstengrab
von Eric Berg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Warum war ich nach Poel zurückgekehrt? Was hatte ich dort gemacht? Wieso war ich am Tag meiner Ankunft in dieses Auto gestiegen, das ganz sicher nicht meines war? Und warum war es verunglückt, auf trockener, fast gerader Strecke?

S. 17

 

Diese Fragen beschäftigen Lea die nach einem mysteriösen Unfall an Amnesie leidet.

 

Ich war auf der Suche nach Licht in der Dunkelheit, nach Erkenntnis, letzten Endes nach Wahrheit. Lauter edle Ziele. Inzwischen weiß ich, dass man für die Wahrheit einen zu hohen Preis zahlen kann.

Mehrere Menschen würden noch leben, wenn ich an jenem Septembertag vor vielen Jahren rechts abgebogen wäre.

"Bitte links abbiegen."

S. 25

 

Margrethe, Mike, Pierre, Jacqueline, Julian und Lea waren früher eine Clique. Die sechs Freunde waren eins, so unterschiedlich sie auch waren. Doch nach dem Abschluß fangen an sich ihre Wege zu trennen... Lea zieht weg aus Poel, einem kleinen Seelendorf und lebt ihre Leidenschaft als Fotografien aus. Während es beruflich gut für Sie läuft, scheitert jedoch ihre Ehe. Hat Sie das zurück nach Poel geführt? Oder gab es einen anderen Grund?

Da sie sich nicht erinnern kann, beschließt sie der Sache auf den Grund zu gehen.

Dabei stellt sie fest, dass alle ihre Freunde noch in Poel wohnen. Doch jeder von ihnen hat sein eigenes Päckchen zu tragen und irgendwie kann man keinen von ihnen richtig trauen!

 

Neben dem flüssigen und sogleich spannenden Schreibstil mag ich die besondere Personenbeschreibung des Autors, dass einem ein Bild direkt ins Gedächtnis katapultiert, welches sich dort festsetzt.

So wird eine Nebenfigur zum Beispiel als eine Kreuzung aus Ebenezer Scrooge und Dagobert Duck im Körper von Danny DeVito,  Lea als Audrey Hepbourne und Sabina als Brigitte Nielsen beschrieben.

Gekoppelt mit schönen Methaphern wie die Beschreibung zu Leas Gefühlen bezüglich ihrer Amnesie: "Es kommt mir so vor, als wäre ein schwarzer Vorhang davorgespannt, und mein ausgestreckter Arm ist nicht lang genug, um ihn aufzureißen."

S. 176

weiß Eric Berg seine Leser für sich zu gewinnen!

 

Ich kann mir gut vorstellen, warum Eric Bergs Debütroman "Das Nebelhaus" auf die Spiegel-Bestseller-Liste gekommen ist!

Gekonnt setzt Berg auch hier falsche Fährten und selbst im Buch vorkommende Jugendliche haben es schon faust dick hinter den Ohren, was für den Leser bedeutet: Wirklich jeder kann ein Motiv haben!

 

Kommt man Anfangs aufgrund des gekonnten Spannungsbogens gut voran, so hatte ich gegen Ende hin das Gefühl, dass die Geschichte unnötig in die Länge gezogen wird. Dadurch flachte das Lesevergnügen etwas ab. Vielleicht war es aber auch einfach meine Ungeduld, sind Eric Bergs Figuren allesamt mehr als Verdächtig!

 

Und das Ende! Mit dieser Auflösung hätte ich niemals gerechnet, fand die Erklärung allerdings etwas überspitzt.

 

Übrigens konnte ich auf der Buchmesse ein paar Worte mit dem überaus symphatischen Eric Berg wechseln. Er hat mir verraten, dass eine Figur aus "Das Küstengrab" auch in seinem neuen Buch einen Rolle spielt. Welche, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten!