Rezension

** Jeder hat sein Päckchen zu tragen **

Irgendwo im Glück - Anna McPartlin

Irgendwo im Glück
von Anna McPartlin

Bewertet mit 5 Sternen

Zunächst einmal muss ich sagen, dass mir im Grunde gar nicht bewusst war, um was für ein Buch es sich bei „Irgendwo im Glück“ handelt. Natürlich wusste ich, dass Anna McPartlin Romane schreibt, aber der Inhalt dieses Buches war mir nicht wirklich bewusst, da ich das eBook schon seit etwa einem halben Jahr auf meinem Kindle hatte.

 

Ich ging also völlig voreingenommen ans Lesen und stellte schnell fest, dass sich diese Geschichte – obwohl es sich um ein Buch aus 2016 handelt – im Jahr 1995 spielt. Vielleicht kennt jemand dieses Phänomen: Man liest „1995“ und denkt sich „Ach, das ist ja noch gar nicht so lange her“. In Wahrheit ist 1995 jedoch bereits 22 Jahre her und in der Zwischenzeit ist viel geschehen. Dass dieses Buch nicht in der Gegenwart spielt, musste ich mir während des Lesens hin und wieder ins Gedächtnis rufen, denn an einigen Stellen dachte ich, dass einige Menschen sehr engstirnig und keinesfalls zeitgemäß denken.

 

Aber zunächst von Anfang an. Zunächst lernt man in „Irgendwo im Glück“ Maisie Bean kennen – eine Frau, Mitte 30, die zusammen mit ihren zwei Kindern Jeremy und Valery, sowie ihrer demenzkranken Mutter in einem Haus in Dublin lebt. Maisie hatte es nicht leicht im Leben, da sie ihr Mann regelmäßig schlug und erniedrigte, ehe sie es nach vielen Jahren des Elends schaffte, von ihm loszukommen. Der Polizist Fred war an diesem Umstand nicht ganz unbeteiligt, denn nachdem er regelmäßig zu Einsätzen häuslicher Gewalt ausrücken musste, konnte er Maisie endlich überzeugen, ihren Ehemann rauszuwerfen.

 

Nun, einige Jahre später, ist das Leben für die junge Frau immer noch kein Kinderspiel: Die demenzkranke Mutter kostet viel Kraft, ebenso die aufmüpfige Valery und das liebe Geld bereitet ebenfalls regelmäßig Sorgen. Einzig ihr Sohn Jeremy ist ein Lichtblick, denn auf ihn ist Verlass und er unterstützt seine Mutter, wo er nur kann. Als der Polizist Fred seinen ganzen Mut zusammen nimmt und Maisie nach einem Date fragt, ist sie so perplex, dass sie einfach zusagt – immerhin war er stets nett und aufrichtig zu ihr.

 

Doch genau in dieser Nacht passiert das, was nie jemand für möglich gehalten hat: Ihr Sohn Jeremy – ihr Fels in der Brandung – verschwindet spurlos. Ebenso sein bester und langjähriger Freund Rave, der für Maisie mittlerweile wie ein Sohn geworden ist. Die junge Frau macht sich große Vorwürfe und setzt alles daran, ihren Jungen wiederzufinden.

 

Obwohl ich von diesem Buch aufgrund des Titels eigentlich etwas anderes erwartet hatte – vielleicht einen Liebesroman – wurde ich positiv von der Story überrascht. Schnell lernte man die wichtigsten Charaktere, die gut überschaubar waren, kennen und konnte sich ein gutes Bild von ihnen machen. Maisie, eine Kämpferin, die für ihre Familie alles tut. Bridie, die demenzkranke Mutter, die unter ihrer Krankheit leidet und sich an Erinnerungen klammert. Valery, die aufsässige Teenagerin, die das Gefühl hat, ihrem Bruder nie im Leben das Wasser reichen zu können. Jeremy, der perfekte, liebevolle Sohn, ohne dabei schleimig, sondern stets aufrichtig zu wirken. Rave, der beste Freund von Jeremy seit Kindertagen, der allen in der Clique ein Vorbild ist.

 

Die einzelnen Kapitel zeigen dem Leser direkt an um welche Person es in diesem Abschnitt geht. Die Erzählersicht ist immer in der dritten Person, jedoch erfährt man auf diese Art und Weise, was die entsprechende Person gerade fühlt, denkt und wie es die Mitmenschen sieht. Eine sehr interessante gut für diese Story gut gewählte Art der Erzählung.

 

Es handelt sich bei „Irgendwo im Glück“ von Anna McPartlin tendenziell um ein Drama. Der Großteil der Story handelt von dem Verschwinden und der Suchaktion von Jeremy, wobei man alle Charaktere genauestens kennen lernt. Hierbei erfährt man kleine und große Geheimnisse, die die Story interessant, spannend und fesselnd machen. Bis kurz vorm Ende erfährt man als Leser auch nicht, wie die Geschichte ausgeht, was mir sehr gut gefallen hat.

 

Alles in allem ein Roman, der mich überrascht und trotz der hohen Seitenstärke durchgehend gefesselt hat. Die Charaktere sind toll gewählt, liebevoll und detailverliebt beschrieben und die Story habe ich in dieser Form zuvor auch noch nie gelesen. Ich vergebe daher gerne die volle Punktzahl.