Rezension

Jesus auf Rachefeldzug

Der Sohn
von Jo Nesbø

Sonny Lofthus wurde mit 15 Jahren aus seinem Leben katapultiert, als sich sein geliebter Vater das Leben nahm und einen Abschiedsbrief hinterließ, in dem er sich zu korrupten Handlungen als Polizist bekannte. Sonny schwänzt die Schule, nimmt Drogen und wird mit 18 Jahren verurteilt, weil er sich als zweifacher Mörder bekannt hat. Mittlerweile ist er 30 und hat im Gefängnis eine Sonderstellung: Wie ein Seelsorger hört er sich die Sorgen und Geständnisse seiner Mitgefangenen an, und wie Jesus vergibt er ihnen ihre Schuld. Dabei erfährt er, dass sein Vater unschuldig gewesen sei. Er flieht aus dem Gefängnis und will Gerechtigkeit. Auf seiner Spur sind der ehemalige Kollege seines Vaters und eine junge Polizistin...

Sonny ist ein charismatischer Charakter; auch mich als Leser hat er in den Bann gezogen. Da spielt es dann keine Rolle, dass ein solcher Drogenentzug nach vielen Jahren Sucht oder das Autofahrenlernen an einem Nachmittag unrealistisch sind: Ich habe mit Sonny gefühlt und gehofft, dass seine Pläne gelingen. Was ist dann gut und was böse? Darf man Böses mit Bösem vergelten? Heiligt der Zweck die Mittel? Hinter der spannenden Geschichte stehen große moralische Fragen.

Jo Nesbo hat wieder einen spannenden Krimi vorgelegt; es funktioniert auch ohne seinen Serienhelden Harry Hole. Interessante Charaktere, action und ein gut strukturierter Zusammenhang machen das Buch zu einem Lesevergnügen. Und typisch für Nesbo gibt es dann zum Schluss doch noch überraschende Wendungen. Sehr zu empfehlen!