Rezension

Jojo Moyes: Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Louisa Clark führt mit ihren 26 Jahren ein sehr bescheidenes, aber für sie selbst völlig ausreichendes glückliches Leben. Sie liebt ihre Arbeit als Kellnerin, den Geruch von Kaffee, die Plaudereien der Gäste. Mit der Beziehung zu ihrem Freund Patrick ist sie zufrieden. Das Leben zu Hause mit den Eltern, Großvater, Schwester Treena und fünfjährigem Neffen Thomas könnte entspannter sein, aber in finanzieller Not stehen sie alle zusammen.

Die plötzliche Schließung von Louisas Arbeitsplatz stürzt sie in eine große Krise. Ohne jegliche Qualifikation steht sie mit leeren Händen da. Die Familie macht sich große Sorgen, da auch der Job ihres Vaters auf der Kippe steht.

Durch die Jobagentur wird Louisa den Traynors vermittelt. Mrs. Traynor sucht jemanden als Gesellschaft für ihren Sohn Will. Bisher hat diesen Job niemand lange ausfüllen können und auch Louisa ist etwas mulmig bei der Sache. Die Bezahlung ist mehr als gut und der Job wäre auf 6 Monate begrenzt. Louisa lässt sich darauf ein und tastet sich unsicher an die Situation heran.

Will Traynor war ein gutaussehender, aktiver und äußerst erfolgreicher Geschäftsmann. Bis zu einem furchtbaren Unfall, der ihn halsabwärts lähmte und ihn an einen Rollstuhl mit Vollzeitpflege fesselte. Tetraplegie lautet die Diagnose mit der Louisa vorerst nichts anfangen kann. Mit viel Respekt nähert sie sich Will und hält sich an die strikten Anweisungen von Mrs. Traynor und Wills Pfleger Nathan. Mit diesem schließt sie schnell Freundschaft, was das Leben in dem großen, traurig wirkenden Haus erleichtert. Langsam begreift sie, wofür sie eingestellt wurde. Wills psychischer Zustand verschlechtert sich täglich, sein Lebenswille schwindet und er wird unausstehlich. Louisa muss sich etwas einfallen lassen, um seine Lebensgeister neu zu wecken. Doch viele ihrer Pläne scheinen aussichtslos oder enden in einem Desaster.

Einfühlsam wird das gegenseitige Abtasten von Louisa und Will geschildert. Die unterschiedlichen Arten zu Träumen, zu Leben, zu Hoffen und zu Wünschen. Das Schicksal von Will und seiner damaligen Freundin Lissa spielen eine genauso große Rolle in dieser Geschichte, wie die Entwicklung der einzelnen Mitglieder von Louisas Familie.

Als Leser fiebern wir mit der Entwicklung von Will und Louisa mit. Hoffen, dass er sie endlich aus ihrem verschlafenen Leben aufwecken und sie im Gegenzug seinen Lebenswillen erhalten kann. Doch beide scheinen zu festgefahren, um ihre Richtung noch zu ändern.

Fiebern, träumen, hoffen und bangen sie mit den beiden mit.
Am Ende werden sie traurig, glücklich und offener für die schönen Seiten des Lebens sein.