Rezension

Jugendbuch mit Aussage

Alles so leicht
von Meg Haston

Bewertet mit 4 Sternen

Stevie hat nichts mehr zu verlieren. Sie ist fest entschlossen, aus diesem Körper, aus diesem Leben zu verschwinden. Aber alle wollen sie daran hindern. Ihr Vater, der sie ins Therapiezentrum einweisen ließ. Anna, die so ganz anders ist als die anderen Seelenklempner. Und selbst den Mädchen, mit denen sie ein Zimmer und ein Schicksal teilt, fühlt sich Stevie jeden Tag näher. Aber sie wird sich nicht öffnen, sie hat schließlich einen Plan. Ehrlich bis zur Schmerzgrenze, mitfühlend und hoffnungsvoll erzählt (Amazon)

Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Diese Geschichte hat mich sehr bewegt, denn ich konnte mich etwas zu gut in Stevie hinein versetzen. Ich weiß wie es ist jede Kalorie zu zählen und sich ständig zu fragen ob man das wirklich essen soll. Auch ich fühlte mich toll, wenn nachts der Magen knurrte und ich dem Hunger mal wieder getrotzt hatte. Natürlich ist Stevies Geschichte viel schlimmer als der normale Diätenwahn.

Stevie ist eigentlich ein nettes Mädchen, das nicht damit klar kommt, als ihre Mutter plötzlich aus ihrem Leben verschwindet. Sie liebt ihren Bruder sehr und hat ein sehr enges Verhältnis zu ihm. Das ändert sich, als sie Eden kennen lernt und die beiden Mädchen immer mehr Zeit miteinander verbringen. Irgendwann denkt Stevie sie wäre viel zu fett und ekelt sich vor sich selbst. Sie beginnt zu hungern und fühlt sich dadurch sehr stark und den anderen Mädchen überlegen, weil sie sich so gut unter Kontrolle hat. Ein schreckliches Erlebnis wirft sie dann komplett aus der Bahn und sie wird in ein Therapiezentrum für Mädchen mit Essstörungen eingeliefert. Dort kämpft sie um jeden Bissen und hat eigentlich einen ganz anderen Plan als wieder zuzunehmen.

Die Geschichte hat mich wirklich betroffen gemacht. Ich habe lange überlegt, wie eine Frau ihre Kinder so eiskalt im Stich lassen kann. Einfach so verschwinden und nichts mehr von sich hören lassen. Ich habe auch 2 Kinder, aber das hätte ich niemals fertig gebracht. Ohne meine Kinder wäre ich niemals gegangen. Ich kann gut verstehen, dass das Verhalten der Mutter Stevie zutiefst verletzte.

Eden ist erst mal sehr gut für Stevie, denn sie ist ihre erste Freundin die sie hat. Vorher war sie immer nur mit ihrem Bruder zusammen und hat alles mögliche mit ihm unternommen. Die beiden hingen zusammen wie Pech und Schwefel.  Doch dann ändert sich plötzlich alles und für Stevie ist nichts mehr so wie es einmal war. Das zieht ihr praktisch den Boden unter den Füßen weg uns sie fällt in ein bodenloses Loch.

Mag Hastons Schreibstil ist sehr einfühlsam aber ehrlich. Es wird nichts beschönigt oder idealisiert. Es wird dem Leser klar gemacht wie schwer es ist, den eigenen Körper anzunehmen und so zu lieben wie er ist.

Allerdings gibt es bei dem Buch auch eine Kleinigkeit auszusetzen. Es geht um die Ernährung im Therapiezentrum. Dort leben Kinder und Jugendliche mit Essstörungen. Also auch Kinder mit Adipositas. Im Buch bekommen die Kinder die idiotischsten Sachen zum Essen, die mich echt sprachlos machten. Ein Snack besteht nicht aus Obst, Rohkost oder anderen gesunden Sachen sondern aus Jelly Beans, Salzbrezeln oder Apfel mit Erdnussbutter. Und auch sonst scheint man dort nicht viel Wert auf eine gesunde Ernährung zu legen. Hauptsache die Magersüchtigen nehmen schnell zu. Wie sollen denn die Kinder nach der Therapie zurecht kommen und sich richtig ernähren, wenn sie hier nur so einen Mist aufgetischt bekommen? Liegt es vielleicht daran, dass die Autorin Amerikanerin ist und ist es dort vielleicht üblich seine Kinder mit Pommes und Burgern vollzustopfen?

Es gab noch andere Kleinigkeiten die mich ein wenig störten, aber im großen und ganzen war das wirklich ein interessantes Buch, das mir spannende Lesestunden bescherte. Ich vergebe 4 von 5 Punkten und kann das Buch wirklich nur empfehlen.

© Beate Senft