Rezension

Jugendbuch mit mysteriösem, oberschlauem Helden

Digby #01 - Stephanie Tromly

Digby #01
von Stephanie Tromly

Bewertet mit 4.5 Sternen

Digby ist ein sehr attraktiver Bad Boy: fast nie im Unterricht hat er trotzdem super Noten, weiß alles, kann alles und hat vor nichts Angst. Dazu noch eine mysteriöse, traurige Geschichte, die seine Vergangenheit überschattet - voilà - der perfekte Held. Allerdings läuft bei ihm nicht immer alles so glatt wie bei anderen Topermittlern und so schlittert Zoe, die zu Beginn des Buches in den erlauchten Kreis seiner 'Freunde' (was Digby darunter versteht) aufgenommen wird, plötzlich von einer absurd-gefährlichen Situation in die nächste und muss ganz schön wach sein, um bei Digbys Tempo mitzuhalten.

Digby ist eigentlich dabei, das Verschwinden seiner Schwester vor acht Jahren aufzuklären und löst dabei 'ausversehen' das ein oder andere Verbrechen, über das er zufällig stolpert. Dass er dabei immer mehr in Zoe vertraut und abendliche Stippvisiten in ihrem Zimmer (natürlich nicht durch die Haustür) zur Gewohnheit werden, lassen den Leser (oder eher die gefällige Leserin) auch noch auf ein bisschen Romantik hoffen, doch der Roman ist weit davon entfernt, mit diesem typischen Klischee zu spielen. Dafür hat die Geschichte zu viel Tempo, als dass man sich mit Schmachtereien aufhalten könnte. Dennoch ist es auch die Hoffnung darauf, dass die leicht zynische Zoe den (vermutlich) weichen Kern von Digby knacken kann, die auch mich dazu bewgen wird, den zweiten Teil zu lesen. Außerdem will ich natürlich wissen, ob Digby Licht in die Vergangenheit seiner Familie bringen kann und ob er den Hauch von Traurigkeit, der ihn ständig zu umgeben scheint, ablegen kann oder will.

Weil Stephanie Tromly es trotz dieser ganzen 'typischen' Young Romance-Kriterien schafft, ein vollkommen unkitschiges, schlaues, lustiges und spannendes Buch zu schreiben, ist sie meiner Meinung nach in den Jahren 2016 und 2017 zurecht mit einigen Leserpreisen in Deutschland ausgezeichnet worden. Digby hat einfach den Sherlock-Faktor: unsymphatisch, überheblich, hoch intelligent, egozentrisch und irgendwie traurig und allein - fertig ist das Sexsymbol bzw. der Mädchenschwarm. Benedict Cumberbatch kann ein Lied davon singen. ;) Wenn dann noch eine gute Story dazu kommt - perfekte Mischung!