Rezension

Jugendbuch, welches viele Themen anspricht

Roofer
von Jutta Wilke

Bewertet mit 4 Sternen

Alice lernt über ihre beste Freundin Nasti die Clique der Roofer kennen, die waghalsige Kletteraktionen über den Dächern von Frankfurt wagen und sich dabei filmen. Für ein besonders cooles Youtube-Video verlangt Trasher, Nastis Freund einen Liebesbeweis, doch dieser ist lebensgefährlich... .
Jutta Wilke hat hier einen besonderen Jugendroman geschrieben, der spannend ist und auch ein aktuelles Thema behandelt, aber aus meiner Sicht leider hinter seinem Potenzial zurück bleibt. 
Im Mittelpunkt der Handlung steht, wie auch im Klappentext angekündigt, das gefährliche und auch illegale Klettern auf Baustellen und auf anderen hohen Gebäuden. Den Jugendlichen im Buch geht es bei diesen waghalsigen Abenteuern einerseits um das Gefühl der Freiheit, aber andererseits spielt auch bei einigen das Thema Konkurrenz eine große Rolle.
Die meiste Zeit über wird die Geschichte aus der Sicht von Alice erzählt. Sie ist ein junges und intelligentes Mädchen, welches als einzigste erkennt und auch ausspricht, wie gefährlich die Aktionen der ,,Roofer" sind. Im Laufe der Handlung lernt man sie etwas besser kennen und merkt schnell, dass sie neben ein paar offensichtlichen, auch versteckte Probleme hat. 
Ihre Freundin Nasti und Trasher dagegen wirkten auf mich nicht lebensecht und ziemlich konstruiert. Trasher ist ein typischer Draufgänger, der immer der Beste sein will und Nasti kommt wie ein naiver Teenager rüber, die vor lauter Verliebtheit gefährliche Dummheiten macht. Während die anderen Figuren viel authentischer wirkten, sind diese beiden leider in gängige Klischees abgerutscht.
Vom Schreibstil her ist das Buch einfach gehalten und daher sehr gut zu lesen. Allerdings konnte sich aus meiner Sicht die Hauptthematik auf den 251 Seiten nicht richtig entfalten. Kaum hat Alice die Clique überhaupt kennengelernt und ist Nikolas begegnet, beginnt eine spektakuläre Aktion. Merkwürdig fand ich auch, dass sie und Nikolas so schnell als Paar angesehen werden. 
Neben dem ,,Roofen" werden auch andere Themen wie zum Beispiel Obdachlosigkeit und Ritzen angesprochen. Auch hier geht die Autorin leider nicht in die Tiefe und lässt ihre Figuren auf diese Probleme eingehen. 
Insgesamt ist ,,Roofer" ein gut geschriebenes Jugendbuch, welches einerseits vor gefährlichen Liebesbeweisen und illegalen Aktionen warnt, aber andererseits bei wichtigen Themen nur an der Oberfläche kratzt. Trotzdem empfehle ich das Buch hier gerne weiter.