Rezension

Jugenddrama mit einem ernsten Thema, das bewegt

Das wirst du bereuen - Amanda Maciel

Das wirst du bereuen
von Amanda Maciel

Bewertet mit 4 Sternen

Gehasst, verspottet, gedemütigt, gemobbt. Und nun hat sich Emma Putnam umgebracht.
Ihre Peiniger müssen sich dafür verantworten, sie in den Tod getrieben zu haben. Doch wer interessiert sich wirklich für die Sicht der Täter?

 

Sara Wharton und Brielle Greggs sind beste Freundinnen und die beliebtesten Mädchen der Elmwood High. Dank Brielle hat es die schüchterne Sara sogar geschafft, ihren absoluten Schwarm Dylan für sich zu gewinnen.
Doch dann kommt eine Neue an die Schule, die attraktive Emma Putnam, die sofort die Blicke der Jungs auf sich zieht. Als sie Sara schließlich ihren Freund ausspannt, sieht diese rot. Angestachelt von Brielle arbeiten die beiden mehrere Rachepläne aus, um die „Schlampe“ von der Schule zu ekeln und setzen damit etwas in Gang, das sie bald nicht mehr kontrollieren können. Am Ende begeht Emma Selbstmord und der Vorwurf des Mobbing bringt die beiden Mädchen vor Gericht.

 

 

Das wirst du bereuen hat ein sehr ernstes Thema im Fokus: Mobbing. Umso mehr wollte ich das Buch lesen, als ich erfuhr, dass es aus der Sicht einer der „Täter“ geschrieben ist. Diese Gratwanderung fand ich unglaublich interessant und gerade diese hat die Autorin besonders gut hinbekommen.
Natürlich ist Sara als Mitmobberin keine Sympathieträgerin, denn sie will zuerst gar nicht einsehen, was sie falsch gemacht hat. Ihrer Meinung nach hat sie auf das, was ihr Emma angetan hat, nur entsprechend reagiert, eine Rache, die nach ihrer Ansicht völlig gerechtfertigt war. Sie ist absolut keine Heldin, doch mit jedem Kapitel erfährt man mehr über sie, ihre Gründe, ihren Hintergrund und ihre Ängste. Das macht sie menschlich, so menschlich, dass man in gewisser Hinsicht für manche Dinge Verständnis für sie aufbringen kann. Sie und die übrigen Figuren wirken realitätsnah und echt, keiner von ihnen wird glorifiziert, nicht einmal das Opfer. Aber auch keiner wird als völliges Monster abgewertet. Klar treten dabei Stereotypen auf, das reiche Biest, die naive Mitläuferin, der gedankenlose Sportler, nur leider gibt es solche an Schulen viel zu oft, da sich viele Teenager gerne in diese Rollen drängen und drängen lassen. Bezeichnend sind hier die Zwischentöne, die in dem Roman durchblitzen und die zeigen, dass nicht jeder so ist, wie er auf den ersten Moment scheint.
Gefehlt hat mir lediglich ein tieferer Einblick in Emmas Gedankenwelt, da man sie bloß anhand dessen beurteilen kann, was Sara nicht gerade Schmeichelhaftes über sie preisgibt.

 

Der Schreibstil unterstreicht die von der Autorin gewählte Darstellungsweise: Nicht zu kompliziert gehalten, mit meist kurzen Sätzen und durchgehend in Jugendsprache gehalten gibt er die Ereignisse durch Saras Augen wieder. Oft mag das sehr einseitig und eindimensional wirken. Allerdings bestärkt das den Umstand, dass die Frage nach der Schuld nicht leicht zu klären ist, da man sich nie wirklich in einen anderen hineinversetzen kann, selbst wenn er augenscheinlich schuldig ist. Das gilt in der Hinsicht sowohl für die Täter als auch für Emma. Hier zeigt die Geschichte vor allem eines: Die jugendlichen Protagonisten erkennen häufig selbst nicht, wann sie zu weit gehen und ihre Handlungen nicht mehr tragbar sind. Sie werden verurteilt und zurechtgewiesen, aber kaum jemand scheint sich wirklich die Mühe machen zu wollen, sich mit ihnen über ihre Taten auseinanderzusetzen. Besonders bezeichnend ist hier die Szene mit Saras Vater und ihr vor der Anwältin: Es ist leicht, jemanden zu sagen und fühlen zu lassen, dass er etwas falsch gemacht hat. Viel schwerer ist es, ihm das Warum begreiflich zu machen. Es gibt leider kein Schwarz und Weiß, wie wir es unseren Kindern gerne suggerieren würden. Und sobald ihnen das klar wird, reagieren sie umso frustrierter. Genau da sollte man anknüpfen, was die Story immer wieder toll darlegt.
Vielen Stellen hat es mir zwar deutlich an Spannung gefehlt, was der Brisanz des Themas allerdings keinen Abbruch tut.

 

 

Das wirst du bereuen von Amanda Maciel ist ein nicht gerade einfacher Jugendroman. Allein das Thema des Mobbing von Teenagern an Schulen ist absolut keine leichte Kost. Die Autorin hat realistische Charaktere, die eher durch ihre fehlerbehaftete Menschlichkeit als mit ihrem Sympathiegehalt überzeugen, eine Handlung, die betroffen macht, und genügend Denkansätze geschaffen, sich mit dem ernsten Problem differenziert auseinanderzusetzen.
Leider erfährt man kaum bis gar nichts Konkretes über Emmas Gefühlswelt und manche Szenen ziehen sich zu sehr, gerade weil hier wichtige Punkte nur angedeutet werden.
Doch wer sich näher mit der Materie beschäftigen will, vor allem aus der Sicht der Täter, um deren mögliche Beweggründe zu verstehen, der sollte sich dieses Buch unbedingt genauer ansehen. In der Hinsicht ist die Umsetzung nämlich absolut gelungen!