Rezension

Kann es nach Mein bester letzter Sommer noch besser werden?

Den Mund voll ungesagter Dinge - Anne Freytag

Den Mund voll ungesagter Dinge
von Anne Freytag

~~Mein bester letzter Sommer war für mich lebensverändernd, wie könnte also das neue Buch von Anne Freytag sein. Natürlich nichts anders außer mindestens genauso gut!

 

Unsere tapfere Heldin Sophie hat es nicht leicht, als sie gezwungenermaßen nach München ziehen muss. Es passt ihr alles gar nicht - Die neue Familie: blöd, das neue Haus: blöd, alles ist für sie einfach nur blöd. Dann trifft sie aber auf die Nachbarin, Alex. Schnell ist etwas zwischen den beiden, aber Sophie will sie nicht wollen und hat Angst vor ihren Gefühlen. Sophie durchläuft einen Selbstfindungsprozess in Mitten des Chaos ihrer Gefühle. Es geht also nicht nur um eine Liebesgeschichte, sondern auch um Freundschaft, Familie und das Problem der Selbstfindung bei Jugendlichen.

 

Wie auch schon bei ihrem letzten Buch erzählt Anne Freytag mit einen einzigartigen und wunderbar-angenehmen Schreibstil. Für mich ist dieser genau richtig: Man erhält so viel Einblick in die Gefühlswelt und in die Gedanken der Protagonistin. Und gerade bei diesem Thema ist dies wunderbar, da es das ganze Gefühlschaos noch intensiviert. Sophie hat Angst vor dem, was in ihr passiert und man kann dank des Schreibstils die Entwicklung ihrer Gefühle miterleben.

Schon lange gab es kein Buch mehr, welches mich zu lachen, grinsen und weinen bringen konnte. Geschweige denn alles gleichzeitig. Anne Freytag ist eine der wenigen Autoren, welche allein mit geschriebenen Worten solche Gefühle hervorrufen kann. Sie hat es perfektioniert, schmunzelnde Leser mit auf eine Achterbahn der Tränen zu nehmen.

 

Man einer wird zunächst etwas angeschreckt von der Art der Liebesschichte sein. Dennoch finde ich es wahnsinnig toll, dass die Autorin diesen Schritt mit einem gleichgeschlechtigen Liebespaar gemacht hat und es so natürlich und selbstverständlich rüberkommt wie es sein sollte. Es war keineswegs schräg oder unangenehm, eine Lesben-Liebesgeschichte zu lesen. Genau im Gegenteil, denn so süß könnte meiner Meinung nach keine Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen und einem Jungen beschrieben werden. Natürlich ist die Liebe etwas anders als in sonstigen Büchern, aber dafür ist sie nicht weniger mitreißend.

Auch das ganze Gefühlschaos und die Unsicherheit von Sophie erschien mir herrlich realistisch und am liebsten hätte ich sie einfach nur in die Arme geschlossen und ihr gesagt, dass alles okay ist.

 

Noch zu erwähnen erscheint mit Lukas, Sophies bester Freund. Er wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben mit seiner Art und der fast schon überirdischen Verbindung mit Sophie. Nur zu gerne hätte ich auch so einen besten Freund. Denn jedes Mal wenn es eine Szene von den beiden Figuren gab, war ich echt neidisch auf Sophie.

Die weiteren Nebenfiguren wie beispielsweise die neue Stiefmutter von Sophie waren mindestens genauso sympathieerregend. Nur allein Sophies Vater erschien mir oftmals ungerecht. Wegen ihm hat sich Sophie mehrmals missverstanden gefühlt, sodass ich am liebsten mitgeweint hätte. Dies ist aber auch ein Beispiel für die beiden Seiten des Buches: Man hat beim Lesen immer ein lachendes und ein weinendes Auge.

 

Was erwartet man von Anne Freytag anderes, als ein lockenloses Gefühlschaos, welches keine Gelegenheit offen lässt, einen zum Weinen oder Lachen und Mitfiebern zu bringen? Falls ich nach Mein bester letzter Sommer noch nicht dazu überzeugt gewesen war, dass diese Autorin einfach den Dreh raus hat, dann hat es nun Den Mund voll ungesagter Dinge getan.