Rezension

Kann man die Uhr zurückdrehen ?

Unsere Tage am Ende des Sees - Linda Winterberg

Unsere Tage am Ende des Sees
von Linda Winterberg

Bewertet mit 4 Sternen

Hannas Mann ist bei einem Verkehsunfall vor einigen Monaten ums Leben gekommen, die einzige Tochter ist als Austauschschülerin in die USA geflogen. Sie ist immer noch tief in ihrer Trauerphase, als sie das erste Mal nach 25 Jahren wieder was von ihrer Mutter Gaby hört. Ein Telefonanruf der alles verändert, der wieder einen Kontakt herstellt, eine Aussprache, aber auch die Vergangenheit wieder zurückholt. An die Zeiten, die Hanna einerseits als die schlimmsten ihres Lebens betrachtet, in der sie sich aber auch das erste Mal verliebt hatte. In Alex. Was wäre gewesen, wenn damals alles anders gewesen wäre ? Hat sie damals alles richtig gemacht ? Gab es einen anderen Ausweg, als den, den sie gewählt hat ?

Von Linda Winterberg habe ich schon "Das Haus der verlorenen Kinder" gelesen, dass während des 2. Weltkriegs und in der Jetzt-Zeit spielt, gelesen. Eine Geschichte, die mich beim Lesen sehr bewegt hatte. Auch diesmal wählt die Autorin zwei Zeitschienen, Gegenwart und Vergangenheit. Abwechselnd erleben wir Hanna heute und als 16jährige im Jahr 1990. Anfangs habe ich diesmal etwas gebraucht um richtig in die Geschichte hinein zu finden, vielleicht lag es an den vielen Informationen und Begebenheiten, die nötig waren um das Szenario in beiden Zeiten aufzubauen. Erst hinterher, als die Geschichte in "ruhigeres" und emotionaleres Fahrwasser kommt, war ich mitgerissener. Die Geschichte dreht sich um eine verlorene Liebe, aber auch um eine verlorene Kindheit. Um einerseits die Aufarbeitung all dessen und um einen Neuanfang. Um Gefühle und Bindungen, um Träume und Alpträume.

Durch die wechslenden Erzählstränge kommt auch etwas Spannung auf, denn was damals passierte, warum und wieso der Kontakt abbrach ahnt man zwar, aber immer bleibt lange im Ungewissen darüber, was sich genau damals abgespielt hat. Und während die Handlung in der Vergangenheit immer weiter eskaliert, werden die Emotionen in der Gegenwart immer mehr gesteigert, bis....ja, hier will ich nicht zuviel verraten, lasst euch einfach auf viel Gefühl ein.

Eine Geschichte, die einen nachdenklich macht und berührt und die nicht überreizt wurde mit Aktionen, sondern gerade durch diese ruhige Erzählweise mitten ins Herz trifft.