Rezension

Kann man lieben, aber auch hassen

Harry Potter und das verwunschene Kind. Tl.1 u. 2
von Joanne K. Rowling John Tiffany Jack Thorne

Bewertet mit 3 Sternen

"Harry Potter und das verwunschene Kind" handelt von Albus Severus Potter, der mit dem Etikett "Sohn des berühmten Harry Potter" nur bedingt umgehen kann, so dass das Vater-Sohn-Verhältnis stark belastet ist. Als Albus von einem konfesszierten Zeitumkehrer hört, beschließt er es sich selbst und der Zauberwelt zu beweisen. Harry derweil muss feststellen, dass ihn wieder Alpträume heimsuchen und dass seine Narbe wieder beginnt zu schmerzen. Erst als es fast zu spät ist, begreift er, dass sein Sohn in großen Schwierigkeiten ist...

Da ich mich doch als erprobt bezeichnen kann, was Dramen angeht, konnte ich mit der Erzählweise dieses achten Teils gut umgehen. Es ist halt ein Script zu einem Theaterstück. Dennoch muss ich hier schon einfach vorweg sagen: selbst wenn Rowling dieses Script ganz alleine verfasst hätte, es hätte nie und nimmer an ihre Erzählweise aus den Romanen herangereicht, aber Romane und Dramen sind vollkommen verschiedene Gattungen und beide warten eben mit unterschiedlichen Stärken auf. Die Harry Potter Bücher wissen eben dadurch zu überzeugen, dass die magische Welt so detailliert beschrieben wird, dass sie für den Leser real und zum zweiten Zuhause wird und dieses Script ist kurzweilig und so handlungsgeladen, das man jede einzelne Szene genau so im Kopf abspielen kann.

Zu der Geschichte: ich habe mich wahnsinnig gefreut all die geliebten und lang vermissten Figuren wiederzusehen. Es gab ein Wiedersehen mit den klassischen Figuren, aber auch mit vielen Nebenfiguren, die ich nicht so erwartet hätte, die der Geschichte aber dadurch sicherlich überraschende Elemente zugegeben haben. Manche Szenen schrien förmlich nach den Büchern, andere wiederum erinnerten mich eher an die Bücher. Hier waren definitiv beide Vorlagen intensiv miteinbezogen. Der größte Kritikpunkt dabei: Ron. Ron ist vor allen in den Filmen für die Gags genutzt worden, dadurch wirkt er an einigen Stellen eben wie der dümmliche beste Freund des Helden und genau dieses Schema wird hier konsequent durchgezogen. Ich war fast schon entsetzt, wie schlecht Ron in diesem Drama wegkommt. Denn dieses Bild habe ich durch die Büchern von Ron nie gehabt.

Wie die Geschichte dann verläuft fand ich interessant. Natürlich habe ich mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht: was wird wohl passieren? Wie werden die geliebten Figuren mit der neuen Generation verwoben? Und ich muss sagen es gelingt. Die Grundidee ist sehr spannend, die Umsetzung für die Bühne sicherlich actiongeladen und magisch, im Script fehlen häufig die Zwischenmomente, da muss man sich vieles denken.

Fazit: Meine Rezensionsüberschrift deutet es schon an: ich hasse und liebe dieses Fangimmick zugleich. Ich liebe das einfach das Wiedersehen mit der magischen Welt, mit den Figuren, ich finde die Grundidee sehr spannend, ich finde die neue Generation liebenswert und geeignet für neue Heldengeschichten, aber es ist eben nicht mit einem Harry Potter Buch zu vergleichen. Einiges ist schon sehr überdeutlich extra für die Bühne konzipiert worden, da geht es dann weniger um Originaltreue als um Effekte. Aber ich hätte mich in den Hintern gebissen, wenn ich dieses Script nicht gelesen hätte, denn bereut habe ich es definitiv nicht. Denn letztlich zeigt "Harry Potter und das verwunschene Kind", dass das Potenzial dieser fiktionalen Welt noch lange nicht erschöpft ist.