Rezension

Karin Slaughter - Pretty Girls

Pretty Girls
von Karin Slaughter

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung: 
März 1991. Nach einer Party kehrt die 19-jährige Julia nicht nach Hause zurück. Die eher halbherzig geführten Ermittlungen laufen ins Leere. Eine Leiche wird nie gefunden. Weder die Eltern noch die beiden Schwestern der Vermissten werden je mit dem Verlust fertig. Vierundzwanzig Jahre später erschüttert eine brutale Mordserie den amerikanischen Bundesstaat Georgia. Und die frisch verwitwete Claire ist vollkommen verstört, als sie im Nachlass ihres verstorbenen Mannes brutales Filmmaterial findet, in dem Menschen ganz offensichtlich vor der Kamera auf grausame Weise ermordet werden. Eines der Opfer glaubt sie zu erkennen. Doch was hatte ihr verstorbener Mann damit zu tun? Wer war der Mensch wirklich, den sie über zwanzig Jahre zu kennen glaubte? Claire begibt sich auf eine lebensgefährliche Spurensuche, die sie immer dichter an eine unfassbare Wahrheit führt. Und an den eigenen Abgrund... *Quelle*

Zur Autorin: 
Die internationale Nummer-1-Bestsellerautorin Karin Slaughter ist eine der weltweit populärsten und gefeiertsten Schriftstellerinnen. Ihre Bücher wurden in 33 Sprachen übersetzt und haben sich insgesamt über 30 Millionen Mal verkauft. Ihr Gesamtwerk beinhaltet die Grant County- und Will Trent-Reihen, außerdem Cop Town. Stadt der Angst, das für den renommierten Edgar-Krimipreis nominiert wurde, sowie den psychologischen Thriller Pretty Girls. Karin Slaughter stammt aus Georgia und lebt zurzeit in Atlanta.

Meinung: 
Vor 24 Jahren wurde die damals 19-jährige Studentin Julia Carroll entführt und nie wieder gefunden. Ihre beiden jüngeren Schwestern Lydia und Claire und auch die Eltern Sam, der sich später das Leben nimmt, und Helen kommen nie über diesen schlimmen Verlust hinweg. Während Lydia sich in einer intensiven Drogensucht verliert, stürzt sich Claire in die Ehe mit Paul Scott, einem angehenden, später sehr erfolgreichen Architekten.

Als dieser in der Gegenwart im Beisein Claires erstochen wird und stirbt, bricht für sie erneut eine Welt zusammen. Doch dann findet Claire auf seinem Rechner sogenannte Snuff-Videos. Die Polizei hält die Filme für falsch, doch Claire ist sich da keineswegs sicher, denn das in dem Video gefilmte Mädchen hat auffallende Ähnlichkeit mit der momentan vermissten Anna Kilpatrick. Zusammen mit ihrer Schwester Lydia, die ihre Sucht inzwischen überwunden hat und alleinerziehende Mutter der 17-jährigen Dee ist, versucht sie Licht ins Dunkel zu bringen, was Paul mit diesen Filmen zu tun hatte, und die beiden bringen sich dadurch in größte Gefahr.

Karin Slaughter wurde vor allem durch ihre Grant County-Reihe bekannt, von der ich allerdings nur die ersten beiden Bände gelesen habe, die mich begeistern konnten. Mit Pretty Girls legt sie nun einen Einzelband vor, der "thrilliger" nicht sein könnte.

In 3 verschiedenen Perspektiven erzählt Karin Slaughter die Geschichte: Zum einen wird aus Claires Sicht berichtet, die ihren Mann bei einem Raubüberfall verliert, um ihn trauert und dann mit den fürchterlichen Videos auf seinem Computer konfrontiert wird. Ihr Vertrauen in ihn wird aufs Tiefste erschüttert, denn nach 18 Jahren Ehe dachte sie, ihn gekannt zu haben, was sich aber als Trugschluss erweisen könnte.

Desweiteren wird ein Schwerpunkt auf ihre Schwester Lydia gelegt, die in ihrer Jugend schwer drogenabhängig war und die mit Claires Mann Paul eine unangenehme Episode verbindet. Mittlerweile ist sie aber im Leben gefestigt und Mutter einer 17-jährigen Tochter. Sie sieht ihre Schwester Claire nach fast 20 Jahren wieder, beide söhnen sich aus und Lydia hilft ihr bei ihrer Suche nach der Herkunft der Filme.

Als 3. Perspektive fungiert ein Brief, dessen Abschnitte immer wieder eingestreut werden, den Claires und Lydias Vater Sam an seine verschwundene Tochter Julia geschrieben hat. Darin schildert er berührend, wie die Familie nach ihrem Verschwinden langsam aber sicher auseinanderbricht und wie jeder mit seinen Gefühlen versucht umzugehen oder auch sie zu verdrängen.

Karin Slaughter versteht es, den Leser während der fortschreitenden Handlung immer wieder in eine Sackgasse laufen zu lassen und mit geschickten Wendungen zu verblüffen. Dass die Filme und auch Julias Verschwinden miteinander zusammenhängen, wird zwar relativ schnell klar, doch das ganz große Ausmaß dahinter erst nach und nach. Fast keinem Akteur sollte man hier sein Vertrauen schenken, es könnte durchaus enttäuscht werden! Für zartbesaitete Leser empfehle ich die Lektüre nicht, da die erwähnten Filme in aller Härte und Gewalttätigkeit sehr detailliert geschildert werden.

Am Ende wird dem Leser noch ein Showdown präsentiert, der es in sich hat und die komplexe Geschichte wird schlüssig aufgelöst. Nach diesen wirklich spannenden Lesestunden werde ich mich sicherlich doch demnächst mit Karin Slaughters anderen Büchern beschäftigen.

Fazit: 
Pretty Girls ist Thrill auf hohem Niveau, aber enthält auch viele explizite Szenen und Beschreibungen, die nichts für jedermann sein dürften. Geschickte Wendungen können verblüffen und machen den Roman zu einem spannenden Leseerlebnis.