Rezension

Karma holt dich immer ein

Karma Girl - Jennifer Estep

Karma Girl
von Jennifer Estep

Bewertet mit 4 Sternen

Für Carmen Cole bricht eine Welt zusammen als sie an ihrem Hochzeitstag ihren Verlobten mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, entdeckt sie dabei, dass er der Superheld der Stadt ist und sie die Superschurkin, die alle in Angst und Schrecken versetzt. Kurzentschlossen demaskiert Carmen die beiden in der Presse. Doch ihr Rachedurst ist damit nicht gestillt und so macht sie es sich zur Aufgabe, alle Superhelden und –schurken öffentlich zu entlarven. Schließlich läuft alles aus dem Ruder und sie steht erneut vor den Scherben ihres Lebens. Zu allem Übel versuchen die Superschurken sie auch noch für ihre Zwecke einzuspannen: sie soll die Fearless Five, die größten Superhelden von Bigtime entlarven.

Die Idee von Superhelden, die völlig normal in unserem Alltag agieren ist originell und skurril. Trotz der Selbstverständlichkeit, mit der sie hier eingebaut sind, bleibt es doch immer etwas fremd – anders als in einschlägigen Comics und Filmen – und doch wird es gerade dadurch glaubhaft.

Der erste Band hat allerdings ein paar Schwächen, die es mir erschwerten mit der Geschichte warm zu werden. Zum einen sind die Identitäten der Superhelden und –schurken für den Leser ziemlich durchschaubar. Es gab für mich genau eine Überraschung, die anderen kannte ich bereits bevor die ersten 100 Seiten rum waren. Das macht die umständliche Forschungsaktivität von Carmen etwas lächerlich. Zum anderen scheint es kein Buch mehr ohne ausführliche Bettszenen zu geben, die dazu recht ungeschickt eingebaut sind. Sie bringen die Geschichte nicht voran, bereichert sie nicht und trägt gar nichts zu ihrem Unterhaltungswert bei. Oft habe ich sie sogar als völlig unpassend empfunden, als etwas das die Handlung blockiert und die Charaktere höchstens Sympathiepunkte kostet.

Trotz dieser Kritikpunkt hat sich die Geschichte gerade in der zweiten Hälfte zu einem Pageturner entwickelt. Die Handlung nimmt an Fahrt auf, der Humor kommt auch nicht zu kurz und bis zum Schluss gibt es noch ein paar Überraschungen. Diverse Motive sind natürlich durchschaubar und bekannt – schließlich funktionieren Superheldengeschichten nach einem ganz bestimmten Schema – doch das Buch versteht es doch noch zu fesseln.

Fazit: Für mich bisher eindeutig das schwächste Buch von Jennifer Estep. Alles, womit sie in der Mythos Academy, Black Blade und Elemental Assassins zu überwältigen verstand, fehlt hier. Die Charaktere kämpfen um Sympathie, die Handlung ist in entscheidenden Punkten äußerst durchschaubar und die Szenen, die das Buch aus der Teenagersparte holen sollten, sind fragwürdig eingebaut. Der Rasanz und Überzeugungskraft der zweiten Hälfte ist dann aber der vierte Stern geschuldet. Sie machen neugierig auf die Folgebände. Potential hat der Weltentwurf mehr als genug.