Rezension

Kein ,,Happy End", sondern der Beginn von etwas ganz Großem und Tiefgründigem

Dein für immer - Becca Fitzpatrick

Dein für immer
von Becca Fitzpatrick

Nachdem Nora dem ehemaligen Nephilim-Anführer Hank Millar einen Eid schwören musste, der beinhaltet, dass sie seine Nephilim-Armee nach seinem Tod im Kampf gegen die gefallenen Engel führen soll, nimmt sie ein großes Risiko/Opfer auf sich, um ihre Liebsten zu schützen. Denn ihre große Liebe Patch ist auch ein gefallener und somit ein Erzfeind der Nephilim. Doch Nora ist nicht bereit ihre Liebe zu Patch aufzugeben, weshalb für sie eins klar ist: Es soll keinen Kampf zwischen den gefallenen Engeln und den Nephilim geben. Doch sehr schnell muss Nora lernen, dass sie zwischen den Fronten steht und ihre eigenen Absichten in einer solchen Situation keinen Platz finden. Auf der einen Seite steht ihre Gefolgschaft, die einen Krieg um ihre Freiheit erwarten, denn sie wollen sich nicht mehr dem Willen der gefallenen Engel, die jedes Jahr aufs Neue die Körper der Nephilim in Besitz nehmen, ausgesetzt fühlen. Aber auf der anderen Seite steht Noras große Liebe Patch, der zwar auch ein gefallener Engel ist, aber ohne dessen Liebe sie sich ein Leben nicht vorstellen kann. Und somit stehen die beiden vor einem schier unlösbaren Problem, aber sie sind sich einig, dass sie mit ihrer Liebe allen Widrigkeiten trotzen können.
Das Sprichwort: ,,In der Liebe und dem Krieg ist alles erlaubt." scheint hier wörtlich genommen zu werden. Denn in den eigenen Reihen schreckt jemand nicht davor zurück sich die verbotene Teufelskraft zu nutze zu machen und Nora von ihrer Position als Anführerin stürzen zu wollen. Nora ist sich der Konsequenz bewusst, denn wenn sie es nicht schafft die Nephilim-Armee anzuführen, so ist sie dem Tode geweiht und ihre Mutter gleich mit ihr..
 
 Ich bin ja ein riesiger Fan der ,,Engel der Nacht"-Reihe und ein noch größerer Fan der Nora-Patch Kombination, und obwohl ,,Dein für immer" das Finale der Reihe ist, kann ich Nora und Patch dennoch mit einem guten Gewissen in ein ganz neues Kapitel gehen lassen- wenn auch leider ohne mich. Aber ich kann sagen, dass ich wirklich zufrieden mit dem Ende bin. Es war ein Ende, das auf den letzten Zeilen mein Herz schneller schlagen lassen, meine Augen mit Tränen gefüllt und mir ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert hat.

 Die Handlung hat dort angeknüpft, wo der vorherige Band geendet hat und sofort sieht sich der Leser mit einer unüberwindbaren Mauer konfrontiert, denn Becca Fitzpatrick schafft es mit ihrem Schreibstil, dass man die Last, die auf Noras Schultern abgeladen wurde, genau spüren konnte und war ebenso wie die Protagonistin überfordert mit der großen Aufgabe. Noras Ratlosigkeit durch die auf sie übertragene Aufgabe zieht sich über das gesamte Buch hin, was ich wohl gut nachvollziehen konnte, denn egal auf welche Seite sie sich geschlagen hätte, diese Entscheidung wäre immer mit großen Verlusten verbunden gewesen. Allerdings konnte ich dieses Verständnis nicht immer für Nora aufbringen, denn auch in diesem Teil zeigte sich Noras impulsive und sture Art, die sich bereits im zweiten Teil gezeigt hat, und hat Noras Entscheidungen nicht selten beeinflusst. Ich empfand es an manchen Stellen wirklich sehr leichtsinnig und wenig verantwortungsvoll von ihr, dass sie ihre Entscheidungen nach dem momentanen Beziehungsstatus zu Patch getroffen hat: War alles gut zwischen Patch und ihr, so wollte sie den Krieg auf das Ganze verhindern, doch sobald Dabria, eine ehemalige Geliebte von Patch aus reiner Bequemlichkeit, ins Spiel kam, so standen die gefallenen Engel gleich als Bösewichte dar und mussten bekämpft werden. Generell verspürte Nora ständig den Drang alles im Alleingang bewältigen zu müssen und Patchs Einhalten seiner Versprechen immer wieder in Frage stellte, weshalb ich ihr für ihr Auftreten einige Sympathiepunkte streichen musste.

Patch und die Beziehung zwischen den beiden kam mir in diesem Teil definitiv zu kurz. Klar steht Nora in ihrer Aufgabe als Anführerin und ihrem inneren Konflikt im Vordergrund, doch ihre Beziehung ist ebenso davon betroffen, weshalb ich mir gewünscht hätte, dass dies etwas tiefgründiger behandelt werden würde und Patch nicht nur als 'Randfigur' im Geschehen auftaucht und ebenso geheimnisvoll verschwindet wie er gekommen ist. Aber vielleicht ist dies auch von Notwendigkeit gewesen, damit man gegen Ende merkt, wie viel einem an dieser Beziehung liegt, und man wird ja gegen Schluss auch mit emotionalen Szenen entschädigt. :-)

Generell hat sich die Handlung bis zu den letzten 100 Seiten sehr hingezogen und es ist nicht allzu viel von dem eigentlichen Thema des Buches zu spüren gewesen: Der Kampf zwischen den gefallenen Engeln und den Nephilim. Ich lese zwar nicht gerne über kriegerische Auseinandersetzungen, aber der Teil, der das Problem der gesamten Handlung darstellte, wurde mir dann auf den letzten Seiten dann doch etwas zu schnell abgehandelt.

Dennoch kam die Spannung der Handlung gegen Ende richtig in Schwung und wieder einmal hat mich das Talent der Autorin, so viele unvorhersehbare Wendungen einzubauen, einfach umgehauen! So viele Puzzleteile, die anfangs als ein Wirrwarr aus Informationsbruchstücken einem entgegenflogen, ergaben zum Schluss ein zusammenhängendes Bild.

Insgesamt bin ich mit dem Ende durchaus glücklich und kann die Reihe guten Gewissens ruhen lassen, denn meine Wünsche und Erwartungen wurden erfüllt: Die Beziehung zwischen Nora und Patch hat eine gute Wendung genommen, denn das Kämpfen für die Liebe hat sich gelohnt trotz schwieriger Hindernisse, die anfangs unüberwindbar schienen. Zwar hat mir die Entwicklung Noras Person in diesem Teil nicht so zugesprochen, aber ihre Aufgabe hätte ich auch nicht übernehmen wollen, weshalb ich dennoch glücklich bin, dass sie sich von den Intrigen nicht aus dem Konzept hat bringen lassen. Nur blieb für mich am Ende noch die Frage offen, wie es nun mit der Feindschaft zwischen den gefallenen Engeln und den Nephilim weitergeht. Aber im Großen und Ganzen ein gelungener Abschluss. :-)